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Mit 15 konkreten Vorschlägen schaltet sich der IVA in die Diskussion um eine künftige Ackerbaustrategie ein. Foto: istock
Pressemitteilung
10.09.2019 - Berlin

Perspektive Pflanzenbau: 15-mal mehr Nachhaltigkeit

Industrieverband Agrar stellt Maßnahmenkatalog für einen zukunftsfähigen Ackerbau vor

Gewässerrandstreifen von mindestens fünf Metern beim Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, bewachsene Streifen am Ackerrand als Filter gegen Abschwemmung und die Fortentwicklung des Integrierten Pflanzenschutzes mit einem ökologischen Schadschwellen-Konzept – dies sind nur einige der insgesamt 15 konkreten Vorschläge, mit denen sich der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) in die Diskussion um eine künftige Ackerbaustrategie einschaltet. Der Wirtschaftsverband der agrochemischen Industrie stellte heute seinen Maßnahmenkatalog mit dem Titel „Perspektive Pflanzenbau“ in Berlin vor.

„Die Landwirtschaft befindet sich aktuell an einem Scheideweg. Während der ökonomische Druck auf die Betriebe steigt, erwartet die Gesellschaft gleichzeitig von den Landwirten Antworten auf dringende ökologische Fragen wie den Erhalt der Biodiversität oder den Schutz unserer Gewässer“, erläuterte IVA-Präsident Dr. Manfred Hudetz: „Eine zukunftsfähige Landwirtschaft wird daran gemessen werden, wie sie diesen zentralen Zielkonflikt löst, nämlich den Naturhaushalt zu schonen und dabei ausreichend Lebensmittel für eine weiter wachsende Menschheit zu produzieren. Dazu muss und wird auch die Industrie weiter ihren Beitrag zu leisten haben, durch verstärktes Stewardship, Investitionen in digitale Werkzeuge und innovative Wirkstoffe“.

Mineraldünger, Pflanzenschutzmittel und die junge Produktgruppe der Biostimulanzien leisten einen essentiellen Beitrag zur Pflanzengesundheit und damit zur Sicherung und Steigerung landwirtschaftlicher Erträge. Sie werden nach Ansicht des IVA auf lange Zeit unverzichtbar bleiben. Umso wichtiger ist es für den Industrieverband, negative Auswirkungen des Einsatzes dieser Betriebsmittel auf den Naturhaushalt weiter zu mindern und unvertretbare Risiken auszuschließen.

Wie dies konkret aussehen kann, hat der IVA in seinem jetzt veröffentlichten Papier beschrieben. Die Vorschläge reichen von Maßnahmen, die sehr zügig umgesetzt werden können wie die Anlage von mehrjährigen Blühstreifen zur Förderung der Biodiversität oder standortangepassten, dicht bewachsenen Ackerrandstreifen, über von der Industrie voranzutreibende Innovationen und digitale Lösungen bei der Anwendung und Ausbringung bis zu völlig neuen Ansätzen, die ein grundsätzliches Umdenken, besonders im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln, bewirken sollen.

Dazu zählt vor allem der Vorschlag des IVA, im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes von der bislang üblichen wirtschaftlichen Schadensschwelle zu einer ökologischen Schadensschwelle überzugehen. Heute ist es üblich, dass der Landwirt erst dann zu einem chemischen Pflanzenschutzmittel greift, wenn der erwartete wirtschaftliche Schaden durch Schädlings- oder Pilzbefall die Kosten der Pflanzenschutz-Maßnahme übersteigt. Diese ökonomische Betrachtung will der IVA um eine ökologische Dimension erweitern. Konkret: Der Landwirt würde im Zweifel auch größere Ertragsverluste als bisher hinnehmen, wenn erwartbar ist, dass so eine Leistung für den Naturhaushalt und die Biodiversität erbracht wird.

„Das ökologische Schadschwellen-Konzept ist ein neuer Denkansatz, wie wir gemeinsam mit Wissenschaft und Praxis den Integrierten Pflanzenschutz weiterentwickeln wollen. Dazu sind noch weitere Arbeiten erforderlich, vor allem mit Blick auf die Berechnungsmodelle. Konsequent angewendet, gehen wir davon aus, dass durch das ökologische Schadschwellen-Konzept die Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln insgesamt weniger werden“, unterstrich Hudetz.

Auch die vom IVA vorgeschlagenen Gewässerrandstreifen werden eine Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutz- und Düngemitteln nach sich ziehen. „Dies ist eine bewusste Entscheidung, und die Industrie ist überzeugt, dass wir damit einen wichtigen Beitrag zu mehr Gewässerschutz leisten“, so Hudetz. Zudem würde es die bisher länderspezifisch unterschiedlichen Regelungen vereinheitlichen und die Arbeit der Landwirte damit deutlich vereinfachen.

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion zur Verschärfung der Düngeverordnung verwies der IVA auf die Vorteile mineralischer Düngemittel. „Für eine möglichst effiziente Nährstoffversorgung der Pflanzen sind Mineraldünger unverzichtbar, bundesweit brauchen wir einen ausgewogenen Mix an Wirtschafts- und Mineraldüngern. Mineraldünger zeichnen sich durch klar definierte Nährstoffgehalte aus und ermöglichen durch ihre gute Dosierbarkeit eine zielgenaue Ausbringung. Zusammen mit innovativen Lösungen wie Inhibitoren verhindern sie ungewollte Nährstoffverluste, steigern die Nährstoffeffizienz und schonen somit die Umwelt“, erklärte Hans-Jürgen Müller, Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenernährung im IVA.

Erhebliches Potenzial sieht der IVA auch in der Nutzung digitaler Lösungen – wie Sensortechnik, Satellitendaten und Geoinformationen in Verbindung mit innovativen Prognosemodellen – bei der Ausbringung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Wenn diese Technologien so genutzt werden können, dass Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel noch zielgenauer nur dort ausgebracht werden, wo sie wirken sollen, schafft dies ein zusätzliches Reduktionspotenzial.

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