17.07.2025

Pilze gegen Schadinsekten

Projekt Bio-EntoSource erforscht natürliche Pflanzenschutzmittel

Land- und Forstwirtschaft sind auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln angewiesen. Geht das auch anders? Vielleicht kann man Schadinsekten auch mit speziellen Pilzen zu Leibe rücken?

Dieser Frage gehen Dr. Dietrich Stephan vom Julius Kühn-Institut (JKI) und ein Kollege von der Sao Paulo State University aus Brasilien nach. Im Idealfall, so hoffen sie, würden mit dieser Art des biologischen Pflanzenschutzes gezielter Schädlinge bekämpft.

Klimawandel verschlimmert das Problem

Ernteverluste durch Schadinsekten sind ein ernsthaftes Problem. Schätzungsweise verursachen sie bereits heute 5 bis 20 Prozent der möglichen Ernte. Und es könnte schlimmer werden: Bereits 2018 haben Wissenschaftler berechnet, dass die aufgrund des Klimawandels steigenden Temperaturen den Insekten bessere Lebensbedingungen bieten. Ernteverluste könnten um 10 bis 25 Prozent ansteigen. Betroffen wären vor allem in die gemäßigten Breitengrade – also auch Mitteleuropa.

Bisher kommen gegen Schadinsekten vor allem chemische Insektizide zum Einsatz, allerdings gehen durch Resistenzen und auslaufende Zulassungen immer mehr Wirkstoffe verloren. Neue sind nicht in Sicht. Dr. Stephan vom Institut für Biologischen Pflanzenschutz des JKI hat hier eine andere Idee: „Wir wollen chemische Insektizide ersetzen, und zwar durch spezifische, lebende Organismen.“ Seine Idee: Insektenpathogene Pilze sollen die Schadinsekten finden, infizieren und abtöten.

Die Projektpartner und ihr Ziel

Gemeinsam mit seinem Kollegen von der brasilianischen Sao Paulo State University hat der Biologe drei Pflanzenarten und die sie bedrohenden Hauptschädlinge für das Projekt ausgesucht:

  • Den Apfelbaum, der vom Apfelwickler (Cydia pomonella) bedroht wird.
  • Den Eukalyptus, dessen schnellwachsendes Holz in Brasilien riesige Plantagen füllt und vor allem von Rüsselkäfern (Chrysomeliden) zerfressen wird.
  • Die Sojabohne, die vor allem in Brasilien angebaut wird, in Deutschland aber immer mehr an Bedeutung gewinnt. Sie wird vor allem von verschiedenen Arten der Weißen Fliege geplagt.

„Unser Ziel ist, mit entomopathogenen Pilzen die Anzahl der Schadinsekten so weit zu reduzieren, dass der Schaden ökonomisch nicht mehr relevant ist“, beschreibt Dr. Stephan das Projekt. Die Pilzsporen docken an der Oberfläche der Insekten an, wachsen in das Insekt hinein und töten es. Dann bilden sie neue Sporen und breiten sich aus.

Am Beispiel des Apfelbaums soll das Vorgehen näher erläutert werden: Um die insektenpathogenen Pilze zu finden, ließ Stephan Larven der Wachsmotte durch Bodenproben einer Apfelplantage wandern. Dabei infizierten sich diese empfindlichen Larven mit allerlei Pilzen. 30 entomopathogene Pilze konnten isoliert werden, zwölf wurden daraufhin gegen den Apfelwickler getestet. Die vier besten Kandidaten mussten dann zeigen, wie stabil ihre Sporen unter Sonnenlicht sind.

In diesem Stadium ist das Projekt im Augenblick. Im Idealfall finden die Wissenschaftler einen Pilz, der gut gegen Schadinsekten wirkt. Der beste Kandidat, den sie bisher für den Einsatz in Apfelplantagen gefunden haben, befindet sich aktuell in der Feinabstimmung. Hier wird zum Beispiel untersucht, ob der Pilz beispielsweise durch bestimmte Nährstoffe noch mehr pathogene Stoffe herstellt und dadurch wirksamer wird.

Quelle: pflanzenforschung.de

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