20.05.2024

Die Blutwurz ist „Arzneipflanze des Jahres 2024“

Das Kraut, das gegen Durchfall und gegen entzündete Mundschleimhäute wirkt

Jedes Jahr ernennt der interdisziplinäre Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg eine Arzneipflanze des Jahres. Das Ziel der Auszeichnung ist unter anderem, an die Geschichte von Pflanzen in der europäischen Medizin zu erinnern. Für 2024 hat die Jury die Blutwurz, Potentilla erecta, ausgewählt – ein unscheinbares Kräutlein am Waldesrand, das es aber in der Naturheilkunde in sich hat. Traditionell gilt sie als milde Mundspülung bei Entzündungen im Mund und Rachenraum und als Durchfallstiller.

Blutwurz wird auch Aufrechtes Fingerkraut, Dilledapp, Durmentill oder Tormentill, Natter(n)wurz, Rotwurz oder Siebenfinger genannt. Sie gehört zur Familie der Rosengewächse. Blutwurz hat ihren Namen nicht etwa von ihrer Blüte. Die ist nämlich gelb. Aber wenn man ihren Wurzelstock aus der Erde zieht und anschneidet, dann kommt „blutroter Saft“ zum Vorschein. Eine zweite Erklärung für den Namen könnte sein, dass Blutwurz im Mittelalter in der Volksmedizin zum Blutstillen eingesetzt wurde.

Hoher Gehalt an Gerbstoffen

Unter anderem macht der hohe Gehalt an Gerbstoffen die Blutwurz für die Naturheilkunde interessant. Ihr Wurzelstock kann bis zu 22 Prozent an Gerbstoffen enthalten, was zu den höchsten bekannten Gehalten bei Pflanzen zählt. Gerbstoffe haben eine zusammenziehende und austrocknende Wirkung. Die Einsatzgebiete der Blutwurz sind daher beispielsweise Darmverstimmungen mit Durchfall oder entzündete Mundschleimhäute, entzündeter Rachen und entzündeter Kehlkopf. 2024 wurde die Blutwurz zur „Arzneipflanze des Jahres“ gekürt. Der Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“, der diese jährliche Auszeichnung verleiht, stellt fest, dass angesichts der Häufigkeit chronischer Verdauungsstörungen bei bis zu 30 Prozent der Bevölkerung in Mitteleuropa die Blutwurz ein bedeutendes Potenzial hat. Gleichzeitig bedauert der Studienkreis, dass an den aus der Volksmedizin bekannten Pflanzen nur wenig geforscht wird, weil sie allgemein verfügbar und kaum patentierbar seien.

Auch in der heutigen Zeit sind die beiden Anwendungsgebiete Durchfall und antiseptisches Mittel zum Gurgeln aufgrund der entzündungshemmenden und stopfenden Wirkung bekannt. Eingesetzt werden zumeist Tee, Tinktur oder alkoholischer Extrakt für Mundspüllösungen. Ob allerdings der in Bayern hergestellte Blutwurz-Likör auch eine medizinische Wirkung hat, kann an dieser Stelle nicht zweifelsfrei belegt oder widerlegt werden.

Quelle: BPI

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