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Nur gesunde Pflanzen haben positive Umweltwirkungen. Foto: adpic
30.04.2018
Haus & Garten

Integrierter Pflanzenschutz ist Umweltschutz im Garten

Nur gesunde Pflanzen haben positive Umweltwirkungen

Mit einem abwechslungsreich gestalteten Garten, der eine große Pflanzenvielfalt aufweist und wenig Betonflächen hat, ist schon ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz geleistet, denn „Grün ist Leben“. Die positiven Auswirkungen des Grüns werden deutlich, bedenkt man, dass von einem Hektar grüner Pflanzen 18 Millionen Kubikmeter Luft von Kohlendioxid, Staub und schädlichen Beimengungen gereinigt werden. Ökologisch richtige Verhaltensweisen im Garten sind in einem kurzen Beitrag in ihren weitreichenden Zusammenhängen und in ihrer Komplexität nicht darzustellen. Deshalb sollen hier nur einige Denkanstöße gegeben werden.

Die Pflanzen können nur dann positiv in der Umwelt wirksam sein (Klima verbessern, Luft reinigen sowie Sauerstoff produzieren), wenn sie selbst nicht durch ungünstige Standortverhältnisse oder Schädlinge und Krankheiten geschwächt sind. Nur Pflanzen mit einem zügigen Wachstum werden die erwarteten Erträge bringen und als Gratisleistung positive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Damit die Pflanzen zügig und ohne Schadeinflüsse wachsen können, sind optimale  Kulturmaßnahmen und Wachstumsbedingungen die wichtigste Grundlage. So muss man vor dem Anbau der Pflanzen prüfen, ob Standort- und Sortenwahl ein optimales Wachstum ermöglichen. Hierzu gehören auch eine entsprechende Bodenbearbeitung und Pflege.

Eine ausreichende und ausgeglichene Nährstoffversorgung sowie regelmäßige Humusgaben bieten wesentliche Voraussetzungen für die Entwicklung kräftiger, widerstandsfähiger Pflanzen. Humus ist das „Gold“ für jeden Garten. Deshalb darf ein gut gepflegter Kompostplatz in keinem Garten fehlen. Aus dieser Sicht ist das häufig zu beobachtende Entfernen und Vernichten von Laub im Herbst aus mehrfachen Gründen zu kurzsichtig.

Zu optimalen Kulturbedingungen gehört für Pflanzen, insbesondere für Obst- und Ziergehölze, auch das Mulchen. In Kulturen, in denen der Nährstoffbedarf aus dem Vorrat im Boden und durch organischen Dünger nicht gedeckt werden kann, müssen die Pflanzen mit Mineraldünger „zugefüttert“ werden. Da hier ein „zu viel“ weder den Pflanzen noch der Umwelt gut bekommt, sind bei den Mehrnährstoffdüngern die Angaben der Hersteller genau einzuhalten. Überdüngte oder zu einseitig ernährte Pflanzen sind gegenüber Krankheiten und Schädlingen anfälliger. Am besten ist es, nach den Ergebnissen von Bodenanalysen mit den entsprechenden Düngern, speziell entsprechend dem Bedarf der einzelnen Pflanzenarten am konkreten Standort, zu düngen.

Ein weiterer Aspekt ist das Verhalten bei Krankheits- oder Schädlingsbefall. Hier ist zunächst zu prüfen, ob der zu erwartende Schaden toleriert werden kann. Der Klein- und Hausgarten bietet besonders günstige Voraussetzungen, mit mechanischen Maßnahmen die Schadwirkungen auf den kleinen Anbauflächen zu mindern und beispielsweise die Kohlweißlingsraupen oder Kartoffelkäfer abzusammeln. Des Weiteren können unter anderem Apfelmehltau, Obstbaumkrebs, Monilia-Spitzendürre oder pilzliche Rindenkrankheiten an Kern- und Steinobst durch Baumschnitt- und Entrümpelungsarbeiten zurückgedrängt werden. Für die Bekämpfung der Johannisbeergallmilbe, die vor allem an Schwarzen Johannisbeeren auftritt, gilt als beste Bekämpfungsmethode das Entfernen und Verbrennen der befallenen Knospen beziehungsweise Triebe noch vor dem Knospenaustrieb. Mit einem Gemüsefliegen(Kulturschutz)netz, das über die Beete gespannt wird, verhindert man den Zuflug von Gemüsefliegen und anderen Schädlingen zu den Kulturpflanzen. So können beispielsweise Zwiebel-, Möhren- und Kohlfliegen, aber auch Kohleule, Kohlweißling, Kohlschabe oder Lauchmotte abgewehrt werden.

Viele Schädlinge unserer Kulturpflanzen haben auch Feinde, die für uns nützlich sind und deswegen als „Nützlinge“ bezeichnet werden. Dies sind beispielsweise Marienkäfer, Schlupfwespen, Florfliegen, Schwebfliegen und Laufkäferarten. Die meisten Insekten sind in ihrer „Bevölkerungsdichte“ Schwankungen unterworfen, wobei nach Massenvermehrungen Perioden mit geringem Auftreten folgen. Die nützlichen Insekten haben ebenfalls solche Populationsschwankungen. Ihrer Massenvermehrung muss aber erst die der Schädlinge, als Futtergrundlage, vorausgehen. Deshalb reicht das natürliche Wirken der Nützlinge allein nicht aus, um einen Schädlingsbefall umfänglich und schnell genug einzudämmen. Trotzdem sollte man sich mit ihrer Lebensweise vertraut machen und versuchen, diesen Tieren im Garten auch ihren Lebensraum zu geben. Seit längerem ist es gelungen, künstlich Nützlinge, zum Beispiel Raubmilben, Schlupfwespen, räuberische Gallmücken, Florfliegen und Australischer Marienkäfer, zu züchten, die vor allem gegen solche Schädlinge wie Spinnmilben, Weiße Fliege, Woll- und Schmierläuse, Blattläuse oder Thrips an Pflanzen im Kleingewächshaus, Wintergarten oder Blumenfenster zum Einsatz kommen.

Inzwischen gibt es auch Möglichkeiten, im Freiland gegen Bodenschädlinge wie Dickmaulrüsslerlarven mit nützlichen Nematoden vorzugehen. Wenn allerdings dennoch eine weitere Pflanzenschutz-Maßnahme erforderlich ist, dann muss das richtige Präparat zum biologisch günstigsten Zeitpunkt, in der amtlich zugelassenen Aufwandmenge sowie bei Lebens- oder Futtermitteln bei Beachten der gesetzlich vorgeschriebenen Wartezeiten verwendet werden. Hierzu ist es unerlässlich, sich in der Literatur, beim amtlichen Pflanzenschutzdienst oder anderen Fachberatern zu informieren, was im Haus- und Kleingarten zugelassen ist. Diese Präparate tragen den Hinweis „Für die Anwendung durch nichtberufliche Anwender zugelassen“. Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gehört es zur guten fachlichen Praxis, auch den Bienenschutz zu beachten und das Vorhandensein von Nützlingen zu berücksichtigen. Wenn die Auflagen und Hinweise aus der Gebrauchsanleitung nicht eingehalten werden können, verbietet sich die Anwendung.

Für eine naturgemäße Bewirtschaftung der Gärten gibt es keine Rezepte, weil jeder Garten mit seiner speziellen Pflanzen- und Tierwelt ein eigenes kleines Biotop darstellt. Auch stellt jeder Gartenbesitzer andere Ansprüche an die Qualität und die Menge der Ernteprodukte.

Mit diesem Betrachten einiger Gesichtspunkte des integrierten Pflanzenschutzes im Garten sollen Anregungen gegeben werden, nicht schematisch nach einem Rezept zu handeln, sondern abzuwägen, mit welcher Maßnahme man in der betreffenden Situation möglichst schonend in das Biotop eingreift. Im Garten brauchen wir bei unseren Handlungen keine ökonomischen Aspekte berücksichtigen, sondern können oftmals mehr oder weniger einfach hinnehmen, was uns die Natur von sich aus bietet.

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