Vorsicht, Hagel!
  Vorsicht, Hagel!
Hagel kann verheerende Schäden verursachen
Eine der Auswirkungen des Klimawandels sind hohe Sommertemperaturen, mit denen auch das Risiko von Hagelschäden steigt. Foto: Heinrich Beltz
Wenn sich feuchte Luft stark erwärmt und mit kühlerer Luft in Kontakt kommt, bilden sich Regentropfen. Bei starken Temperaturunterschieden steigt die warme Luft schnell auf. Die Regentropfen können in sehr hohen, kalten Luftschichten gefrieren und zu Eiskörnern werden. Bei starken Turbulenzen können die Eiskörner wiederholt nach oben in die Kälte geschleudert werden und dabei immer neue Schichten von gefrierendem Wasser anlagern, sodass sie immer dicker werden, bis sie schließlich zur Erde fallen.
In der kalten Jahreszeit kann sich die Luft nicht so stark erwärmen wie im Sommer, daher steigt sie kaum auf und die Wassertropfen fallen als Schneeflocken, Griesel (bis 1 Millimeter Größe) oder Graupel (1 bis 5 Millimeter Größe) vom Himmel. Ab einer Größe von 5 Millimetern bezeichnet man sie als Hagel, der aus bis zu etwa 10 Zentimetern großen Bällen bestehen kann und sich meist in Zusammenhang mit Gewitterstürmen im Sommer bildet. Je größer die Hagelkörner sind, desto schneller fallen sie vom Himmel und desto höher wird die Gefahr, dass sie Schäden verursachen. So können 2 Zentimeter große Hagelkörner Geschwindigkeiten von etwa 70 km/h, größere sogar bis 150 km/h entfalten. Je nach Größe und Dichte der Hagelkörner kann ihr Gewicht zwischen etwa 0,1 Gramm und 500 Gramm liegen.
Da die Bildung von Hagel sowohl von der Temperatur als auch der Feuchte der Luft abhängt, ist das Risiko für Hagel regional sehr unterschiedlich. Während er in Nord- und Ostdeutschland etwas seltener ist, tritt er besonders häufig in Südwestdeutschland auf. Und auch das Kleinklima spielt eine wichtige Rolle, so sind bestimmte Gebiete als Hagellagen bekannt, in denen es schwierig und teuer ist, eine Hagelversicherung zu bekommen.
Schäden
Besonders hohe Schäden richtet Hagel meist an Gebäuden und Autos an. Fenster oder Dachziegel können durchschlagen werden und Bleche verunstaltet. Nachfolgender Starkregen und Sturm führen oft zu Folgeschäden. Aber auch Pflanzen kann Hagel schädigen oder zerstören. Blätter können durchlöchert werden, junge Rinde und Fruchtschalen aufplatzen. Dicke Rinde schützt das alte Holz gut vor Schäden, aber junge Zweige können sehr empfindlich sein. So können beispielsweise junge Obstgehölze auf Hagel mit starken Wachstumsstockungen reagieren, selbst wenn die Rinde einigermaßen intakt aussieht. Und Früchte mit Hagelschäden sind oft deformiert oder faulen durch die verursachten Wunden.
Auch wenn es oft spektakulär aussieht, wenn mitten im Sommer Eiskörner auf dem Boden liegen, sind reine Kälteschäden durch Hagelkörner relativ selten und entstehen vor allem dann, wenn eine sehr dicke Schicht von Eiskörnern relativ lange liegen bleibt und das Gewebe besonders kälteempfindlicher Pflanzen berührt.
Gegenmaßnahmen
Obstbauern in Hagellagen haben inzwischen oft Hagelnetze über ihren Anlagen. Neuerdings werden auch Photovoltaikanlagen (Agri PV) empfohlen, die als Nebennutzen neben der Stromgewinnung Schatten sowie Schutz vor Regen und Hagel bieten können. Im Privatgarten ist eine dauerhafte Bedeckung mit Hagelschutznetzen nicht praktikabel. Stattdessen können kleinere Flächen bei drohendem Hagel mit stabilen Folien abgedeckt werden (wenn es die Pflanzen vertragen), auch Regen- und Hagelhauben sind für manche Kulturen interessant. Kleine Gewächshäuser oder Frühbeetfenster können mit Schilfmatten oder Ähnlichem bedeckt werden. Pflanzen in Kübeln können unter Vordächer oder Carports gestellt werden. Allerdings tritt Hagel oft sehr plötzlich auf und ist schwer vorhersehbar.
Sind Pflanzen durch Hagel geschädigt, sollten Zweige und Früchte entfernt werden, die tot sind oder zu faulen beginnen. Manchmal ist auch ein starker Rückschnitt sinnvoll. Man sollte aber nicht voreilig reagieren, da sich die Pflanzen in vielen Fällen auch innerhalb einer bis zwei Wochen regenerieren. Ganz frische Wunden an den Zweigen können mit Wundverschlussmitteln verstrichen werden.
Versicherung
Im Erwerbsanbau werden für Obstanlagen, Gemüse und landwirtschaftliche Flächen Hagelversicherungen angeboten, die die finanziellen Verluste nach einem Hagelschaden ausgleichen. Pflanzen in Privatgärten dagegen sind im Normalfall nicht versichert. Gewächshäuser oder Gartenhäuser können in eine Gebäudeversicherung einbezogen werden, bewegliche Dinge wie Gartenmöbel, mobile Gartenpavillons etc. in eine Hausratsversicherung. Und für Kleingärten gibt es ebenfalls entsprechende Versicherungen. Wichtig ist, dass Hagelschäden ausdrücklich eingeschlossen sind.