Himbeere: Mehr als „Heiße Liebe“
  Himbeere: Mehr als „Heiße Liebe“
Eine Himbeere besteht aus bis zu 100 Früchten
Vanilleeis mit heißen Himbeeren, auch Heiße Liebe genannt, ist für viele das perfekte Geschmackserlebnis. Schon der Gedanke an die Kombination aus kaltem, süßem, cremigem Eis und heißen, fruchtigen Beeren sorgt für Appetit. Regionale Früchte dafür gibt es bei uns von Juni bis Oktober. Der Anbau der Kultur im eigenen Garten ist auch für Anfänger zu bewältigen. Gesundheitsbewusste schätzen den hohen Gehalt an sekundären Inhaltstoffen.
Wissenswert
Ob frisch oder verarbeitet – die süß-sauren Sommerfrüchte mit der zarten Konsistenz sind ein erfrischender Genuss. In der Küche werden sie gerne zu Marmelade, Gelee, Kuchenbelag, Saft oder Fruchtgrütze verarbeitet. Sie passen sehr gut als geschmacklicher Kontrast zu gebackenem Camembert oder Ofengemüse. Beliebt ist außerdem der Himbeergeist, ein hochprozentiger Obstbrand mit intensivem Himbeerduft und süßer Fruchtnote. Mit dem Namen „Heiße Liebe“ wird der Bogen zur griechischen Liebesgöttin Aphrodite geschlagen. Diese soll der Legende nach auf einen Berggipfel gewandert sein, um dort die angeblich liebesfördernden Früchte zu pflücken.
Die Himbeere ist anders als Johannis- und Heidelbeere strenggenommen keine Beere, sondern eine Sammelsteinfrucht. Sie setzt sich je nach Größe aus bis zu 100 Einzelfrüchten zusammen, die jeweils einen kleinen Samen enthalten. Ihre Farbe zur Reife schwankt je nach Sorte zwischen Apricot, typischem Himbeerrot und Schwarzrot. Die Früchte ähneln denen der Brombeeren, die ebenfalls Sammelsteinfrüchte sind. Sie stammen beide aus der Familie der Rosengewächse. Kreuzungen zwischen den nahen verwandten Obstarten sind möglich. Heraus kommen zum Beispiel Boysen- oder Loganbeere, die in den USA gezüchtet wurden. Klare Unterscheidungsmerkmale zwischen Himbeeren und Brombeeren sind die Fruchtruten. Sie wachsen bei der Himbeere aufrecht, während sich die Brombeere bogenförmig nach unten neigt und sich beim Kontakt mit dem Boden bewurzelt. Außerdem sind ihre Blätter dunkler und die Früchte robuster als die der Himbeere.
Himbeeren bieten einen Cocktail an Vitaminen, Ballast- und Mineralstoffen. Ihre sekundären Inhaltsstoffen wie Anthocyane sind in relativ großen Mengen enthalten. Sie schützen die Zellen und beeinflussen unseren Stoffwechsel positiv. Himbeeren sind daher als gesunder Snack zu empfehlen. Naschen ohne Reue – das trifft auf die Frucht wirklich zu. Mit nur 34 Kilokalorien und 0,3 Gramm Fett pro 100 Gramm sind sie für figurbewusste Esser sehr gut geeignet. Vor allem die Blätter werden in der Volksheilkunde verwendet, die auf überliefertes Wissen beruht. In Tee gelöst, können ihre Gerbstoffe Entzündungen oder Durchfallerkrankungen lindern.
Herkunft und Ansprüche
Die Himbeere (Rubus idaeus) stammt von der Waldhimbeere ab, die in Europa und Asien heimisch ist. Sie dehnt sich gerne auf Kahlschlagflächen aus. Im Gebirge ist sie in Mitteleuropa bis in 1400 Metern über dem Meeresspiegel zu finden. Schon im Altertum wurden Himbeeren gesammelt. Seit etwa 1500 n. Chr. wurde sie in Klostergärten als Heilpflanze angebaut. Die Pflanze mag windgeschützte, sonnige Standorte mit einem lockeren, humusreichen und leicht sauren Boden.
Anbau
Grundsätzlich ist zwischen Sommer- und Herbsthimbeeren zu unterscheiden. Sommerhimbeeren reifen von Juni bis August, Herbsthimbeeren von August bis Oktober. Die Sträucher werden im Herbst im Abstand von 40 Zentimetern gepflanzt. Vor allem für Sommerhimbeeren ist eine Rankhilfe hilfreich, um daran die bis über 2 Meter hohen Ruten anzubinden. Diese sollten gegebenenfalls auf rund 20 Stück pro laufenden Meter ausgedünnt werden. Nach der letzten Ernte werden die Ruten knapp über dem Boden abgeschnitten. Im kommenden Frühjahr schlagen die Wurzelstöcke erneut aus.
Pflanzenschutz und Düngung
Zu den wichtigsten Krankheiten zählt das Himbeerrutensterben, das durch verschiedene pilzliche Erreger ausgelöst wird. Dafür sind besonders geschwächte Pflanzen anfällig. Gefährlich ist auch der Phytophthora-Pilz, der Wurzelfäulnis verursacht. Insekten wie Blattläuse, Himbeerkäfer oder Gallmücken können zur Plage werden. Himbeeren haben einen hohen Nährstoffbedarf. Wegen des optimalen Boden-pH-Werts von 5,5 bis 6 sollten pH-Wert steigernde kalkhaltige Dünger nur nach vorangegangener Bodenuntersuchung eingesetzt werden.
Ernte und Lagerung
Himbeeren sind erntereif, wenn sie sich gut pflücken lassen. Dann kann die Frucht leicht und ohne Beschädigungen vom Blütenboden abgezogen werden. Weil die Früchte ungleichmäßig abreifen, sind mehrere Pflückdurchgänge erforderlich. Himbeeren reifen nicht nach und haben nur eine kurze Lagerdauer von zwei Tagen im Kühlschrank. Sie eignen sich aber gut zum Einfrieren und lassen sich so für mehrere Monate konservieren.
Zahlen
Weltweit wurden 2019 nach Angaben der FAO 886 539 Tonnen geerntet, wovon 67,9 Prozent auf Europa entfielen. In Deutschland waren es 2024 nach Angaben des Statistischen Bundesamts knapp 7000 Tonnen bei einer Anbaufläche von 382 Hektar im Freiland und 454 Hektar im geschützten Anbau.