Orange: Der „Apfel aus China“
  Orange: Der „Apfel aus China“
Ganzjährig ein Genuss
Die frisch-fruchtige Orange ist die beliebteste Zitrusfrucht hierzulande. Neben ihren kulinarischen Qualitäten hat ihre Farbe für die Niederlande eine besondere Bedeutung. Sie zu kaufen ist immer ein wenig Glücksache.
Wissenswert
Orange oder Apfelsine – beide Bezeichnungen für die etwa faustgroßen Südfrüchte sind richtig. Der Name „Apfelsine“, abgeleitet von „Apfel aus China“, ist vor allem in Nord- und Ostdeutschland verbreitet. Er wird aber zunehmend durch „Orange“ ersetzt. Dieser Name geht auf das altprovenzalische auranja und das spanische naranja zurück.
Die südfranzösische Stadt Orange hat mit der Zitrusfrucht allerdings nichts zu tun. Sie war aber die Heimat eines Fürstenhauses, aus dem Wilhelm von Oranien, Gründungsvater der Niederlande, im 16. Jahrhundert hervorgegangen ist. Der wählte die Farbe Orange für die Flagge seiner Unabhängigkeitsbewegung gegen Spanien. Er ist also dafür verantwortlich, dass bei Sportereignissen die Anhänger der Niederlande und am Königstag sogar das ganze Land orange leuchten.
Die Orange ist unsere beliebteste Zitrusfrucht. Sie ist ganzjährig verfügbar, ist aber vor allem im Winter als Vitaminspender gefragt. Sie wird überwiegend aus Spanien, Griechenland, Marokko und Italien importiert. Dort beginnt die Saison mit Frühsorten im August und reicht bis in den Mai. Während der übrigen Monate kommt vermehrt Ware aus Israel, Südafrika und den USA. Gut ausgereifte Orangen schmecken frisch-fruchtig sowie ausgewogen süß-sauer. Beim Kauf kann man allerdings Überraschungen erleben. Manchmal haben äußerlich makellose Früchte kein Aroma, sie schmecken fade und trocken. Das ist oft auf Anbaufehler zurückzuführen. Blass gefärbte Früchte mit grünen Schalenanteilen sollten nicht links liegengelassen werden. Ursache dafür sind geringe Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Die äußere Farbe sagt nichts über die inneren Werte aus.
Neben dem Frischverzehr sind Orangen vielseitig verwendbar. In Marmeladen, Likören, Teemischungen, als Zutat zu Salaten, Desserts, Marinaden oder herzhaften Fleischgerichten sind sie ein wahres Geschmackserlebnis. In den Schalen stecken Duftstoffe, die in der Parfüm-Industrie verwendet werden. Außerdem enthalten sie ein Öl, dass für kosmetische, technische oder medizinische Zwecke eingesetzt wird.
100 Gramm Orangen enthalten etwa 50 Milligramm Vitamin C, das wichtig für Immunabwehr, Bindegewebe und Knochen ist. Zwei Früchte decken den Tagesbedarf eines Erwachsenen. Darüber hinaus liefern sie Vitamine der B-Gruppe und Mineralien wie Magnesium, Calcium, Kalium und Eisen. Das Schälen ist mühsamer als bei Mandarinen, weil Schale und Segmente miteinander verwachsen sind. Wer sich das Schälen sparen will, kann seiner Gesundheit mit Orangensaft etwas Gutes tun. Idealerweise selbst gepresst oder als Direktsaft. Ein Glas pro Tag reicht aus, weil der Saft neben den gesunden Inhaltsstoffen fast so viel Zucker wie Limonade oder Cola enthält. Orangensaft wird erst seit den 1940er Jahren kommerziell hergestellt. Dafür dienen spezielle Saftsorten, die vor allem in Brasilien angebaut werden.
Herkunft und Ansprüche
Die Orange (Citrus sinesis) stammt aus Südostasien. Sie geht aus einer Kreuzung von Mandarine mit Pampelmuse hervor. Nachweislich wird sie bereits seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. in China angebaut. Süße Orangensorten kamen im 15. Jahrhundert nach Europa. Heute werden sie weltweit in tropischen und subtropischen Regionen kultiviert. Temperaturen unter 0 Grad Celsius sind lebensgefährlich für die Pflanzen. Ideal sind leichte bis mittelschwere Böden mit guter Drainage. In trockenen Regionen benötigen die Pflanzen ausreichend Bewässerung.
Anbau
Die immergrünen Bäume erreichen Höhen von bis zu 10 Metern. Sie weisen biegsame Dornen auf. Weltweit sind mehrere hundert Sorten bekannt, wovon etwa 30 eine wirtschaftliche Bedeutung haben. Die Orangenbäume werden durch Veredlung zum Beispiel auf Mandarinen- oder Zitronenbäume vermehrt. In den ersten Jahren entfernen die Anbauer die Blüten, damit die gesamte Energie in das Wachstum der jungen Bäume geht. Nach 25 bis 30 Jahren erreichen sie ihren maximalen Ertrag. Die Orange eignet sich ebenso wie andere Zitrusfrüchte als Kübelpflanze für mitteleuropäische Terrassen und Wintergärten.
Pflanzenschutz und Düngung
Orangen sind wie alle anderen Pflanzen einer Vielzahl von Schaderregern ausgesetzt. Im professionellen Anbau können vor allem die Fruchtfliege und Blattläuse zur Plage werden. Die Krankheit Citrus Greening wird durch ein Bakterium ausgelöst. Sie hat in Florida und Brasilien den Anbau stellenweise zum Erliegen gebracht. Für optimales Wachstum werden die Bäume mit Hauptnährstoffen wie Stickstoff, Phosphor und Kalium sowie Spurennährstoffen wie Bor, Eisen, Kupfer und Magnesium gedüngt. Die Höhe richtet sich nach dem Bedarf der Pflanzen.
Ernte und Lagerung
Von der Blüte bis zur Reife vergehen sechs bis 18 Monate. Entscheidend für den Erntezeitpunkt ist das richtige Zucker-Säure-Verhältnis. Traditionell erfolgt die Ernte von Hand. In speziell angelegten Plantagen kommen zunehmend Maschinen zum Einsatz. Der Abnehmer gibt die weitere Behandlung der Früchte vor. Um die Ausfärbung nachträglich voranzutreiben, können sie mit Ethylen begast werden. Wachs sorgt für eine glänzende Oberfläche, eine Behandlung mit einem Pilzbekämpfungsmittel für den Schutz vor Fäulnis und damit längere Haltbarkeit. Wer Früchte lagern möchte, sollte auf eine unversehrte Schale und kühle Temperaturen von 0 bis 9 Grad Celsius achten. Das Aroma ist allerdings bei Zimmertemperatur am besten.
Zahlen
Die weltweite Erzeugung belief sich im Jahr 2022 auf 76,4 Millionen Tonnen. Die größten Produzenten waren Brasilien, Indien und China mit 16,9, 10,2 und 7,6 Millionen Tonnen. Spanien liegt an 7. und Italien an 11. Stelle mit 2,8 beziehungsweise 1,8 Millionen Tonnen (Zahlen: FAO). Der Verbrauch an Orangen ist in Deutschland in den letzten Jahren leicht rückläufig. Er betrug 2023/2024 4,7 Kilogramm pro Kopf. Spitzenreiter bei Obst war der Apfel mit 20 Kilogramm pro Kopf (Zahlen: BMELH).