15.05.2025

Platterbsen: Von schön bis schmackhaft

Reife Hülsen springen auf und verstreuen Samen

Die Pflanzengattung der Platterbsen umfasst etwa 160 Arten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Viele fallen durch ihre attraktiven Blüten auf. Andere eignen sich als nährstoffsammelnde Gründüngung. Und einige können als Proteinlieferanten in Zeiten zunehmender Wetterextreme eine wachsende Bedeutung erlangen.

Wissenswert

Die Breitblättrige Platterbse, auch Staudenwicke genannt, die Frühlingsplatterbse oder die Duftwicke gehören zu den bekanntesten Arten. Für Ziergärtner sind das wohlklingende Namen, denken sie doch sofort an ihre wunderschönen Blüten. Sie blühen je nach Art und Sorte zwischen April und September. Das Farbspektrum reicht von Blau, Violett, Rot und Rosa bis hin zu Weiß. Die Blüten der unterschiedlichen Arten ähneln einander. Die Platterbsen gehören zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler. Ihnen ist also der Aufbau der ungewöhnlichen Blüte gemein, die mit etwas Fantasie einem Schmetterling ähnelt. Die Blüten bilden sogenannte Trauben, die aus bis zu 30 Einzelblüten bestehen.

Während die Duftwicke einjährig ist, sind Staudenwicke und die früh blühende Frühlings-Platterbse mehrjährige Pflanzen. Duft- und Staudenwicke verfügen über Ranken. An Spalieren, Zäunen oder Mauern winden sie sich in die Höhe und geben Bauerngärten ein besonderes Flair. Staudenwicken erreichen so eine Höhe von bis zu 2 Metern. Auf einer Blumenwiese ohne Rankhilfe wachsen sie hingegen kriechend. Die Frühlingsplatterbse erreicht eine Höhe von 20 bis 40 Zentimetern.

Die bisher beschriebenen Arten werden als Zierpflanzen im Garten und als Schnittblumen in der Floristik verwendet. Einige Arten sind aber auch für die Landwirtschaft interessant. Platterbsen besitzen die Fähigkeit, mithilfe von Knöllchenbakterien in Wurzelverdickungen ihre eigene Stickstoffversorgung sicherzustellen. Die Bakterien bringen den wichtigen Nährstoff aus der Luft in die Pflanze. Einige Platterbsen-Arten eignen sich als Gründüngung, die Folgekultur wird den Stickstoff aus den Pflanzenresten gut verwerten. Die Düngung mit mineralischem Stickstoff oder Gülle kann deswegen reduziert werden.

Die Saat-Platterbse war im Mittelalter weit verbreitet in Deutschland. Aktuell wird sie vor allem in Ostafrika und Asien angebaut. In Mitteleuropa könnte sie in Zukunft wieder eine größere Bedeutung als Proteinpflanze bekommen. Forscher der Universität Hohenheim und anderer Einrichtungen sehen in der Pflanze großes Potenzial. Denn sie kommt ähnlich wie die Kichererbse mit häufigerer Trockenheit als Folge des Klimawandels gut zurecht. Die momentan hierzulande weit verbreiteten Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen und Erbsen reagieren hingegen mit größeren Ertragsschwankungen. In feuchten Jahren hat die Platterbse zudem Vorteile gegenüber der Kichererbse.

Interessant ist die Platterbsen-Art aus einem weiteren Grund: Sie kann im Gegensatz zu Soja, einer weiteren Alternative für die Proteinversorgung, ohne langes Erhitzen als Lebensmittel verzehrt werden. Daran ändert auch ein enthaltenes Toxin nichts, das in sehr geringen Konzentrationen enthalten ist. Vorsorglich sollte man das Kochwasser aber wegschütten und nicht jeden Tag große Mengen verzehren. Die Samen der Saat-Platterbse haben einen Eiweißgehalt von rund 25 Prozent und verfügen über Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Eisen. Sie schmecken leicht nussig und können zu einem Hummus-Dip oder -Brotaufstrich, als Gemüseeintopf oder zu Platterbsen-Curry verarbeitet werden.

Herkunft und Ansprüche

Die meisten Platterbsen-Arten haben ihr Zuhause in der klimatisch gemäßigten Zone der Nordhalbkugel. Wild wachsen sie an verschiedenen Standorten. Dazu zählen lichte Wälder, Waldränder, Grünland, Äcker, Straßenränder oder Dünen. Generell fühlen sie sich an sonnigen bis halbschattigen sowie mäßig mit Nährstoffen und Wasser versorgten Standorte wohl. Je nach Art variieren die Ansprüche an einen idealen Boden. So gilt beispielsweise die Frühlingsplatterbse als Kalkzeiger.

Anbau

Die Frühlingsplatterbse wird von Oktober bis Dezember, die Duft- und die Staudenwicke ab Mitte April gesät. Die Staudenwicke kann aber auch im Frühjahr oder Herbst im Abstand von 90 Zentimetern gepflanzt werden. Im Ackerbau wird die Saat-Platterbse im Frühjahr bei ausreichend abgetrocknetem Boden gedrillt. Sie benötigt eine Stützfrucht, an der sie hinaufranken kann. Mit Hafer haben Anbauer gute Erfahrungen gemacht.

Pflanzenschutz und Düngung

Platterbsen-Arten, die als Zierpflanzen genutzt werden, sind anfällig für Mehltaupilze. Auf tierische Schädlinge wie Blattläuse, Thripse oder Läuse ist ebenfalls zu achten. Im Ackerbau muss die Unkrautkonkurrenz ausgeschaltet werden. Zudem können Ackerbohnen- und Erbsenkäfer auftreten.

Ernte und Lagerung

Je nach Region und Witterung sind die Saat-Platterbsen im Juli oder August erntereif. Die Samen sollten dann etwa 16 Prozent Feuchtigkeit aufweisen. Sie befinden sich in Hülsen, die bei weiter fortschreitender Abreife aufspringen. Die Samen fallen zu Boden. Verluste sind bei einer zu späten Ernte nicht zu vermeiden.

Zahlen

In ersten Praxisversuchen in Bayern im Jahr 2022 erzielten Saat-Platterbsen einen Ertrag zwischen 1 und 3 Tonnen pro Hektar. Dazu kommen noch 2 Tonnen Körner der Stützfrucht Hafer. Damit sind sie den Futtererbsen unterlegen, die 4 bis 5 Tonnen pro Hektar erzielen können. Allerdings wurden Platterbsen im Gegensatz zu Futtererbsen bislang züchterisch nicht bearbeitet.

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