Von diesem Baum lernen Wissenschaftler viel über die Verteidigungsmechanismen von Pflanzen
Schon sein Äußeres flößt Respekt ein: Der in Mittel- und Südamerika beheimatete Sandbüchsenbaum (Hura crepitans) hat einen breiten, mit Stacheln übersäten Stamm. Sein Milchsaft ist für Mensch und Tier äußerst giftig und wird von indigenen Völkern von jeher als Pfeilgift verwendet. Wer dem Baum zur falschen Jahreszeit zu nahekommt, läuft Gefahr, von seinen ebenso giftigen Samenkapseln „abgeschossen“ zu werden. Denn die eigentlich harmlos aussehenden Früchte werden, sobald sie reif und getrocknet sind, zu tickenden Zeitbomben. Sie explodieren mit einem lauten Knall und schleudern ihre harten Samenkapseln mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h bis zu 45 Meter weit. Menschen oder Tiere in der Nähe können von ihnen ernsthaft verletzt werden. Auch die Früchte sind höchst giftig und verursachen Erbrechen, Durchfall und Krämpfe, wenn sie gegessen werden.
Aras wissen sich zu helfen
Das liegt am Milchsaft, der sich nicht nur unter der Rinde, sondern auch in Früchten und Samen des Baums findet und giftige Diterpenester enthält. Einzig Ara-Papageien lassen sich davon nicht abschrecken und fressen unreife Früchte. Zum Nachtisch gibt es Tonerde, die entgiftend wirkt und die toxische Wirkung des Milchsafts aufhebt. Als Mensch allerdings sollte man mit dem Saft generell nicht in Berührung kommen: Er wirkt ätzend und greift die Haut an. Bei Augenkontakt kann das sogar zur Erblindung führen.
Stacheln als Sonnenschutz
Doch damit noch nicht genug. Auch die bereits erwähnten circa 1 Zentimeter langen Stacheln rund um den Baum bieten Schutz: Affen oder andere Tiere können so nicht an den Stämmen hochklettern oder sich an ihnen abstützen, um an die Blätter und Früchte des Baums zu gelangen. Und noch etwas können die Stacheln: die dicht aneinander stehenden Ausstülpungen schützen den Stamm vor der intensiven Sonneneinstrahlung.
Trotz all dieser Wehrhaftigkeit sind Menschen in der Lage, aus dem Baum einen Nutzen zu ziehen. So verdankt er seinen deutschen Namen „Sandbüchsenbaum“ kleinen Schälchen, die früher aus den Samenkapseln hergestellt und mit feinem, trockenem Sand befüllt wurden. Diese „Sandbüchsen“ wurden vor der Zeit des Löschpapiers zum Trocknen von Tinte verwendet. Indigene Völker wiederum stellen daraus Schmuck und Ornamente her.
Anschauungsobjekt für die Wissenschaft
Was können nun Pflanzenforscher vom Sandbüchsenbaum lernen? Sie können pflanzliche Immunsysteme untersuchen, um Kulturpflanzen mit stärkeren Abwehrkräften zu züchten. Deshalb sind auch die Abwehrstoffe und Verteidigungsmechanismen des Sandbüchsenbaums für sie interessant.
Quelle: pflanzenforschung.de