Agaven – vielseitige Pflanzen
  Agaven – vielseitige Pflanzen
Rohstoff für Tequila und Sisal-Fasern
Eine „hundertjährige Pflanze“, die nur einmal in ihrem Leben blüht und dann abstirbt? Eine Pflanze, aus deren Fasern man Seile machen, die man aber auch zu Schnaps verarbeiten und deren Saft man zum Süßen von Desserts verwenden kann? Das ist die Agave. Die stachelige Dame ist äußerst vielseitig.
Agaven gehören zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Trotzdem denkt keiner sofort an Spargel, wenn er eine Agave sieht, denn ihr Äußeres ähnelt eher der Aloe oder den Bromelien. Sie stammen aus Nord-, Mittel- und Südamerika und der Karibik, aus Kalifornien oder Ländern wie Mexiko, Kolumbien, Venezuela, Guatemala, Argentinien, Chile bis Panama. Dort sind sie in den Wüsten und Halbwüsten beheimatet. Besonders in Mexiko gibt es eine große Vielfalt an wildwachsenden Agaven. Nach der Entdeckung Amerikas wurden sie nach Europa eingeführt und sind heute auch im Mittelmeerraum an der Küste Spaniens oder auf den griechischen Inseln verbreitet. Der botanische Name Agave wird auf das altgriechische Wort agavos zurückgeführt, was „edel“ oder „prachtvoll“ bedeutet.
Sukkulenten mit wasserspeichernden Blättern
Agaven sind Sukkulenten, das heißt, sie speichern Wasser in ihren fleischig aussehenden Blättern. Die spitzen und scharfen schwertförmigen Blätter sind rosettenförmig um die Basis herum angeordnet. Sie sind meist grün, einige Agaven haben aber weiße Streifen auf ihren Blättern. Oft sind die Blätter durch eine wachsartige Schicht gegen Austrocknen geschützt. So können sie länger ohne Wasser auskommen und Trockenphasen überbrücken. Manche Agaven-Arten haben bis zu 1,50 Meter lange Blätter, die bis zu 20 Zentimeter breit werden können. Besonders hoch wird der Blütenstängel der Amerikanischen Agave (Agave americana). Mit 10 Metern ist er durchaus eine imposante Erscheinung. Allerdings braucht es in der Natur zehn bis 15 Jahre, bis die Pflanze blüht. In kühleren Gefilden wie bei uns vergehen sogar 50 Jahre bis zur Blüte. Früher dachten die Menschen, es braucht sogar 100 Jahre, bis die Pflanze Blüten bildet. Deswegen entstand im Englischen der Name „century plant“. Eine Agavenblüte zu sehen, ist also durchaus etwas Besonderes und wird noch eindrucksvoller, wenn man bedenkt. dass viele Agaven nach der Blüte sterben.
Zum Halten und Verbinden, zum Süßen und zum Trinken
Agaven haben weltweit eine hohe wirtschaftliche Bedeutung: Aus der Sisal-Agave (Agave sisalana) werden Faserstoffe wie Sisal gewonnen, woraus dann Seile, Taue und Kordeln gemacht werden. Kleiner Fun Fact: Fast jede Katze kennt Sisal, weil ihr Kratzbaum damit umwickelt ist. Andere Agaven wie die Agave americana dienen als Ausgangsstoff für den Agavendicksaft oder Agavensirup, der als Süßungsmittel zum Backen und Kochen und in der veganen Küche als Ersatz für Honig verwendet wird. Aus der Blauen Agave (Agave tequilana) wird schließlich das „mexikanische Nationalgetränk“ Mezcal hergestellt. Der bei uns bekannteste Vertreter dieses Agavenschnapses heißt Tequila.
In Topf und Kübel
Einige Agaven sind bekannte Zimmer- und Kübelpflanzen bei uns. Da sie ursprünglich Wüstenpflanzen sind, sollten Agaven im Haus auf der hellen und sonnigen Fensterbank stehen. Auf der Terrasse bevorzugen Agaven ebenfalls einen warmen, sonnigen Platz. Von Mai bis Oktober können sie dann draußen stehen, danach geht es in den Wintergarten. Nur wenige Agave-Aarten können bei uns draußen überwintern. Eine bekannte Terrassen-Agave ist die Amerikanische Agave. Sie ist relativ winterhart und übersteht Temperaturen unter 10 Grad Celsius, sodass sie bei milden Wintern draußen bleiben kann. Allerdings braucht sie aufgrund ihrer Größe und des Durchmessers der Rosette einen sehr großen Kübel. Als kleinere Zimmerpflanze schließlich kennt man die nach dem Botaniker Charles Christopher Parry benannte Agave parryi, die Fadentragende Agave (Agave filifera) oder die Königsagave (Agave victoriae-reginae).
Agaven kultivieren und pflegen
Wenn man eine Agave im Garten anpflanzen möchte, sollte man auf einen trockenen Boden ohne Staunässe achten. Das Substrat sollte für Sukkulenten geeignet sein, also wasserdurchlässig und nährstoffarm sein. Im Handel gibt es hierzu extra Sukkulenten-Substrat mit eingemischten mineralischen Bestandteilen wie Lavagranulat oder Quarzsand. Agaven müssen nicht unbedingt geschnitten werden. Die meisten Gartenbesitzer entfernen aber die braunen, abgestorbenen Blätter. Agaven sollten nur sehr sparsam gegossen werden. Im Winter muss man aber darauf achten, dass der Wurzelballen nicht austrocknet. Vermehrt werden können Agaven über Kindel (Ableger, Nebensprossen). Agaven sind sehr robust und haben nur wenige Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge. Ab und zu kommt es vor, dass der Wurzelballen fault. Dies ist dann meist auf zu häufiges Gießen zurückzuführen.