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Durch den Klimawandel kommt die Synchronizität zwischen der Hauptflugphase von Bestäuberinsekten wie Hummeln und der Blüte der Pflanzen durcheinander. „Zu früh“ fliegende Insekten finden zu wenig Nahrung und verhungern. Foto: AdobeStock
01.04.2021
Umwelt & Verbraucher

Auf Biss folgt Blüte

Der geheime Trick der Hummeln

Der Klimawandel lässt grüßen: Milde Winter und zeitig ansteigende Temperaturen im Frühjahr bringen viele Insekten verfrüht zum Ausschwärmen. Die Pflanzen, die sie besuchen wollen und dabei bestäuben, sind aber noch nicht am Blühen. Diese „trophische Asynchronität“ oder „mismatch“ haben polnische und Schweizer Wissenschaftler untersucht und dabei Erstaunliches herausgefunden.

„Ich bekomme Nahrung und du wirst dafür bestäubt“, so könnte man die unausgesprochene Vereinbarung zwischen Pflanze und Insekt kurz umschreiben. Was Tausende von Jahren gut funktioniert hat, kommt nun aber ins Wanken, denn die Pflanzen kommen den Insekten sozusagen nicht hinterher, weil sie später blühen als die Insekten fliegen. Der Klimawandel bringt ein Ungleichgewicht in das System, die Insekten werden zu früh aktiv und verhungern dann.

Pflanzenblüte hinkt Insektenflug hinterher

Wie polnische Wissenschaftler herausgefunden haben, fliegen die vier häufigsten europäischen Hummel-Arten aufgrund wärmerer Temperaturen über drei Wochen früher. Manko dabei: Auch die Pflanzen blühen früher, aber nicht so viel früher, dass es zur Hauptflugphase der Hummeln passen würde. Der Grund für das Hinterherhinken ist, dass sich Pflanzen beim Blühen nach der Tageslichtlänge ausrichten, die vom Klimawandel nicht beeinflusst wird. So kommt es, dass Bienen, Hummeln und viele andere Bestäuber auf der Suche nach Nahrung verhungern.

Das hat übrigens auch Auswirkungen auf die insektenfressenden Vögel: Viele Zugvögel kehren früher aus dem Winterquartier zurück oder fliegen länger an einem Stück, um früher wieder zurückzukehren und den Frühjahrsflug der Insekten für die Aufzucht ihrer Jungen zu nutzen, bevor die Zahl der Insekten abnimmt.

Hummeln starten Gegenmaßnahme zur Verfrühung der Blüte

Aber die Natur wäre nicht die Natur, wenn sie nicht sofort wieder Gegenmaßnahmen starten würde. Schweizer Forscher fanden heraus, dass die Hummeln ihrerseits aktiv werden und mit ihren Rüsseln und Unterkiefern kleine Löcher in die Blätter von Blühpflanzen schneiden, um diese schneller zum Blühen zu bringen. Je nach Pflanzenart konnten die Hummeln die Blüte mit diesen Bissen um zwei bis vier Wochen verfrühen und sicherten sich so quasi ihr Nahrungsangebot.

Quelle: Spektrum.de

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