Der Stumpfblättrige Ampfer
  Der Stumpfblättrige Ampfer
DAS Unkraut auf Grünlandflächen
Kühe mögen ihn nicht, Pferde mögen ihn nicht, Besitzer von Wiesen und Weiden mögen ihn auch nicht: Der Stumpfblättrige Ampfer ist das Grünlandunkraut schlechthin. Auch Wildtiere wie Hasen oder Rehe verschmähen seine Blätter, da die enthaltene Oxalsäure nicht sehr schmackhaft ist. Nicht einmal Insekten finden die Blüten anziehend. Einzig ein paar wenige Schmetterlingsraupen wie die des Großen und Kleinen Feuerfalters, des Raukenspanners, der Buchdruckereule oder der Ampfer-Rindeneule gehen an seine Blätter.
Der Stumpfblättrige Ampfer Rumex obtusifolius, von den Landwirten auch Breitblättriger Ampfer oder Grind-Ampfer genannt, ist eines der verhasstesten Grünlandunkräuter in der Landwirtschaft. Ein Futterwert ist praktisch nicht vorhanden – im Gegenteil, er ist sogar schwach giftig, sodass er bei Rinder- und Pferdehaltern nicht beliebt ist. Das einjährige, aber sehr ausdauernde Wurzelunkraut wächst auf Ruderalflächen, Ödland und Schuttplätzen, an Wegrändern und Gräben und fühlt sich vor allem an feuchten Standorten auf den Wiesen pudelwohl. Sonne oder Halbschatten ist ihm dabei egal; aber als „Stickstoffzeiger“ zeigt der Ampfer an, dass der Boden reich an diesem Pflanzennährstoff ist.
7000 Samen von einer einzigen Pflanze
Zur Gattung Ampfer (Rumex) gehören 130 Arten. In der Volksmedizin wurden der Stumpfblättrige Ampfer und der verwandte Krausblättrige Ampfer früher gegen Verstopfung, Hautleiden, Durchfall, Ekzemen und zur Blutreinigung verwendet. Doch da die Pflanze aufgrund des hohen Oxalsäuregehalts für Menschen leicht giftig ist, sehr bitter schmeckt und dem Körper Calcium raubt, wird er heute in der Naturheilkunde kaum mehr verwendet. In der Landwirtschaft sind vor allem der Stumpfblättrige Ampfer und der Wiesen-Sauerampfer Rumex acetosa von Bedeutung. Stumpfblättriger Ampfer kommt fast überall in Europa vor, außerdem in Westasien und in Nordafrika. Vom Wuchstyp her ist der Stumpfblättrige Ampfer eine Wildstaude mit aufrechtem Wuchs. Er erreicht eine Wuchshöhe von durchschnittlich 50 Zentimetern, kann aber auch über 1 Meter hoch werden. Seine Grundblätter sind gestielt, ellipsenförmig und herzförmig eingekerbt. Die Stängelblätter sind etwas kleiner.
Der Ampfer blüht ab Juni bis in den August hinein. Die Blütenfarbe ist grünrot und die Blütenform ist eine Rispe. Die Blüten entwickeln sich nach der Windbestäubung zu rötlich-braunen, dreikantigen Nussfrüchten. Da der Stumpfblättrige Ampfer zu den Knöterichgewächsen (Polygonaceae) gehört, hat er zum Leidwesen der Grundbesitzer ein riesiges Samenpotenzial: Eine einzige Ampferpflanze kann bis zu 7000 Samen produzieren, die schon eine Woche nach der Blüte keimfähig sind. Dann hält die Keimfähigkeit 40 Jahre lang an. Als Lichtkeimer wartet der Ampfersamen in aller Ruhe, bis seine Stunde geschlagen hat und dann kommt es in einer lückigen Grasnarbe bald zu neuen Ampferpflanzen. Darüber hinaus treibt der Stumpfblättrige Ampfer auch aus dem Wurzelstock aus und bildet dann regelrechte Ampfer-Horste auf der Weide.
Warum ist Ampfer unerwünscht?
Als „Platzräuber“ mit hohem Konkurrenzdruck durch seine große Rosette verdrängt der Stumpfblättrige Ampfer die erwünschten Futterpflanzen und nimmt ihnen Nährstoffe weg. Die in ihm enthaltene Oxalsäure verschlechtert die Qualität des Grünfutters für die Nutztiere und das Futter ist auch nicht gut verdaulich. Eine zu frühe Mahd und der damit verbundene mechanische Reiz fördern seine Ausbreitung, denn je mehr Licht der Wurzelstock bekommt, umso mehr wird die vegetative Ausbreitung durch Schösslinge angeregt. Die Samen werden durch Wind sowie mechanisch durch Erntemaschinen und -geräte verbreitet. Sie sind äußerst widerstandsfähig. Zu einem großen Teil passieren sie die Silierung des Futters, den Verdauungstrakt des Rinds und sogar die Güllelagerung unbeschadet und werden dann mit der Gülle wieder aufs Grünland ausgebracht, weswegen „Ampferkreislauf“ ein stehender Begriff in der Landwirtschaft ist.
Auch im Getreideanbau ist der Stumpfblättrige Ampfer unerwünscht, weil er sich ertragsmindernd auswirkt. Außerdem ist er ein Wirt für die Schwarze Bohnenlaus, die auch Ackerbohnen befällt und wird von Kartoffelnematoden gern angenommen, sodass er Infektionsketten in der Fruchtfolge aufrechterhält.
Den Ampfer bekämpfen
Wie kann man den Ampfer bekämpfen? In der Weidewirtschaft kann man präventiv ein paar Maßnahmen treffen, um die Ausbreitung von Ampfer zu vermeiden: hohe Güllegaben vermeiden, da der Ampfer stickstoffliebend ist, „Geilstellen“ (= Stellen, an denen Weidetiere vermehrt koten und harnen und danach den Futteraufwuchs vermeiden) und Bestandslücken vermeiden, da der Ampfer Lichtkeimer ist. Ein regelmäßiger Schnitt sorgt dafür, dass der Ampfer nicht zum Blühen kommt. Bei der sogenannten Kurzrasenweide wird der Bestand durch die Kühe kurzgehalten, sodass sich der Ampfer ebenfalls nicht groß etablieren kann, weil der andauernde Verbiss die Pflanze schwächt. Auch Kalken drängt die säureliebende Pflanze zurück. Manuell lässt sich der Stumpfblättrige Ampfer mit einem Ampferstecher oder einer Ampfergabel bekämpfen. Das funktioniert aber nur im kleinen Maßstab und für Einzelpflanzen. Wichtig dabei ist, dass man tief sticht, um die Pfahlwurzel komplett zu entnehmen. Auch chemisch lässt sich Ampfer in einer Einzelpflanzenbehandlung mit Streichstab beziehungsweise Dochtstreicher, mit einer Rückenspritze oder mit dem Schlepper und der Pflanzenschutzspritze oder einem speziellen Walzenstreichgerät bekämpfen.