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Ackerbohnen sind nicht nur ein wertvolles Tierfutter ... Foto: Angelika Sontheimer
10.03.2016
Umwelt & Verbraucher

Die Ackerbohne - bekannt und auch verkannt

Nahrungsmittel, Viehfutter und Eiweißlieferant

Saubohne, Schweinsbohne, Pferdebohne, Viehbohne lassen es erahnen: Die Ackerbohne ist ein gutes Futter für unsere Nutztiere. Sie ist aber auch unter den Namen Favabohne, Faberbohne, Dicke Bohne, Große Bohne oder Puffbohne in der menschlichen Ernährung bekannt. Und um die Verwirrung komplett zu machen: Genaugenommen ist die Ackerbohne gar keine Bohne, sondern eine Wicke.

Wer bei dem Namen Puffbohnen an etwas Böses denkt, sei etwas Besserem belehrt: Die Puffbohne ist das Maskottchen Erfurts und jedes neugeborene Kind bekommt dort eine Plüschbohne bei der Geburt. Wie es dazu kommt, dass sich die Menschen in Erfurt nach einer Bohne benennen? In den nährstoffreichen Ackerböden des Thüringer Beckens wurden schon im Mittelalter die nahrhaften Ackerbohnen angebaut. Sie gediehen so gut, dass sie als aufgebufft oder aufgepufft galten, was sehr groß bedeutet. Die Puffbohnen waren ein gehaltvolles Arme-Leute-Essen, von dem einige Rezepte überliefert sind, unter anderem der Erfurter Puffbohnensalat.

Leguminosen binden Luftstickstoff

Ackerbohnen gehören zu den Hülsenfrüchten oder Leguminosen. Ihre Wurzeln können mit Knöllchenbakterien eine Zusammenarbeit (Symbiose) eingehen, bei der die Bakterien den Luftstickstoff binden und als wertvolle Aminosäuren an die Pflanzenwurzeln abgeben. Was die Stickstoffdüngung anbetrifft, ist die Bohne also quasi Selbstversorger. Der Ursprung der Ackerbohnen ist nicht zweifelsfrei geklärt, es gibt Hinweise auf den Mittelmeerraum, aber auch auf den Vorderen Orient bis hin zum Himalaya.

Eiweißstrategie der Bundesregierung

Jahrhundertelang war die Ackerbohne in Deutschland Bestandteil der landwirtschaftlichen Fruchtfolgen, erst in jüngerer Zeit nahm der Anbau ab und viel überliefertes Wissen ging verloren. Das lag unter anderem daran, dass andere Marktfrüchte wie Weizen, Gerste oder Raps betriebswirtschaftlich interessanter für den Landwirt sind. Die Anbaufläche für Ackerbohnen stagniert bei 15 000 bis 17 000 Hektar (zum Vergleich: in Großbritannien sind es 119 000 Hektar). Die Bundesregierung möchte daher mit ihrer „Eiweißpflanzenstrategie“ den Leguminosenanbau stärken, die Verarbeitungs- und Anwendungsmöglichkeiten weiterentwickeln und die Eiweißversorgung aus heimischer Produktion steigern und verbessern.

Viele Vorteile …

Was sind denn nun die Vorteile von Ackerbohnen? Sie lockern die Fruchtfolge auf und erhöhen die Biodiversität in der Landwirtschaft. Sie können als Hauptfrüchte, Zwischenfrüchte oder als Gründüngung angebaut werden. Sie haben eine lange Blühdauer und sind daher eine gute Trachtpflanze für Bienen, Hummeln und andere Insekten. Mit ihrem ausgedehnten Wurzelsystem mit einer tiefen Pfahlwurzel können sie sich die im Boden vorhandenen Phosphatvorräte gut erschließen. Sie können in der Fruchtfolge die Infektionszyklen von Getreidekrankheiten unterbrechen und verbessern so die Pflanzengesundheit. Und nicht zuletzt haben Ackerbohnen einen hohen Vorfruchtwert, das heißt sie mehren die Erträge in der Folgefrucht. Durch ihre hohe Humuslieferung haben sie eine positive Humusbilanz und verbessern so die Bodengare und die Bodenfruchtbarkeit.

… aber auch Nachteile

Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten: Ackerbohnen schließen spät ihre Bestände wie der Fachmann sagt. Das bedeutet, dass sie in ihrer Jugendentwicklung nicht sehr konkurrenzfähig sind und Problemunkräutern und -gräsern wie Ackerfuchsschwanz, Klettenlabkraut oder Vogelmiere wenig Paroli bieten können. Herbizide helfen dem Landwirt, die Ackerbohne als Kulturpflanze vor dem Überwuchern durch Unkräuter zu schützen. Tierische Schädlinge wie die Schwarze Bohnenlaus und auch Pilzkrankheiten wie die Schokoladenflecken- und die Brennfleckenkrankheit, Falscher Mehltau oder der Bohnenrost schwächen die Ackerbohnen und mindern den Ertrag, wenn keine Fungizide eingesetzt werden.

Züchterische Bearbeitung vielschichtig

Für den Züchter ist die Ackerbohne durch ihren hohen Anteil an Fremdbefruchtung und ihre geringe Vermehrungsrate ebenfalls eine Herausforderung. In den 1970er und 1980er Jahren wurde sie gezielt züchterisch bearbeitet, um die heimische Proteinerzeugung zu fördern und die EU unabhängiger von Sojaimporten aus Übersee zu machen. Der Anbau konnte jedoch die hohen Ausgaben für die Züchtung nicht wieder hereinbringen. Zuchtziele sind unter anderm kürzere Pflanzen mit besserer Standfestigkeit und gleichmäßiger Abreife und damit guter Mähdruschfähigkeit. Weitere wünschenswerte Eigenschaften sind Resistenzen gegen Schädlinge und Krankheiten. Wenn die Ackerbohne als Viehfutter verwendet werden soll, sind hohe Eiweißgehalte mit guter Verdaulichkeit, wie sie zum Beispiel tanninarme Sorten haben, das Ziel. In der menschlichen Ernährung sind dagegen Geschmack, Zartheit und gute Kocheigenschaften oder auch die Verminderung unerwünschter sekundärer Pflanzenstoffe wie Vicin oder Convicin wichtig. Auf jeden Fall ist bei der Ackerbohne noch nicht alles Potenzial ausgeschöpft und sie bietet sowohl züchterisch als auch im Anbau noch einige Möglichkeiten.

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