Die Bewahrung und der Schutz der Biologischen Vielfalt (Biodiversität) sind wichtige gesellschaftliche und politische Ziele. Bisher gab es allerdings nur wenige aussagekräftige Kontrollmöglichkeiten, wie unterschiedliche Maßnahmen zum Erfolg führen. In einem EU-Forschungsprojekt haben Wissenschaftler nun ein wirkungsvolles Monitoring-Programm zur Überprüfung von Biodiversitäts-Maßnahmen entwickelt.
Europäisches Monitoring-Programm entwickelt
Die „Agrarumweltmaßnahmen“ (AU) sind ein wichtiges Instrument der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Dabei legen Landwirte zum Beispiel Blühstreifen, Gewässerrandstreifen oder Hecken an oder verpflichten sich, bestimmte Auflagen bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen einzuhalten. In einem EU-Forschungsprojekt wurde nun auf der Grundlage einiger Biodiversitäts-Indikatoren ein Monitoring-Programm entwickelt, das Veränderungen in der biologischen Vielfalt anzeigt, einfach anzuwenden und zudem auch noch bezahlbar ist.
Die Forscher wählten insgesamt 23 Indikatoren aus den Bereichen genetische Vielfalt, Arten- und Habitatvielfalt sowie Betriebs-Management aus. Im Bereich der Artenvielfalt wurden Gefäßpflanzen, Spinnen, Wildbienen und Regenwürmer ausgewählt, da besonders die drei Tiergruppen wichtige Ökosystemdienstleistungen (Schädlingskontrolle, Bestäubung und Abbau organischer Substanz) erbringen. Ziel war, mittels dieses neuen Monitoring-Systems eine mögliche Veränderung der Artenvielfalt von 10 Prozent innerhalb von fünf Jahren aufdecken zu können. Diese Indikatoren wurden anschließend in zwölf Regionen Europas, die sich aufgrund ihrer Umweltbedingungen und ihrer landwirtschaftlichen Struktur unterschieden, auf insgesamt 200 zufällig ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben angewendet. Diese Betriebe repräsentierten jeweils den allgemeinen Betriebstyp einer Region.
Großer Nutzen bei kleinen Kosten
Es zeigte sich, dass ein begleitendes Monitoring viele Biodiversitäts-Maßnahmen effizienter machen kann. Um das Monitoring-System praxisnah einsetzen zu können, wurden anschließend die Kosten für neun verschiedene Anwendungsvarianten ermittelt. Dabei zeigte sich, dass je nach Variante Kosten von 0,01 bis 0,74 Prozent des jährlichen GAP-Budgets anfallen würden, bzw. 0,04 bis 2,48 Prozent des GAP-Anteils, der für Umweltmaßnahmen reserviert ist. Ein Monitoring mit allen vier Pflanzen- und Tiergruppen würde 0,74 Prozent des jährlichen GAP-Budgets (443 Millionen Euro pro Jahr) kosten. Würde man die Bienen, deren Monitoring sehr aufwändig ist, als teuerste Gruppe weglassen, ergäbe sich eine Reduktion um bis zu 126 Millionen Euro pro Jahr. Damit sänke der Kostenfaktor auf 0,53 Prozent des GAP-Budgets bzw. 1,75 Prozent des Umwelt-Anteils des GAP-Budgets. Je nach regionalen Besonderheiten könnte das Monitoring natürlich auch um weitere Artengruppen erweitert werden, wodurch die Kosten allerdings steigen würden. Das Fazit der Forscher: Mit diesem Monitoring könnte man eine europaweite Übersicht über die Entwicklung der Biodiversität erhalten und die Effizienz von Agrarumweltmaßnahmen überprüfen.
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