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Nicht nur Lerchen profitieren davon ... Foto: Fotolia
27.02.2015
Umwelt & Verbraucher

Willkommene Landebahnen für die Feldlerche im Getreide

Bruterfolg und Futtersuche im eigenen Appartement

Nur selten ist die Devise „kleiner Aufwand, großer Erfolg“ so zutreffend wie bei Lerchenfenstern. Landwirte mit „Mut zur Lücke“ lassen bei der Aussaat je Hektar zwei 20 Quadratmeter große Flächen frei. So entstehen in Wintergetreide, Raps oder Mais sichere Landebahnen und in deren Nähe Brut- und Nahrungsstellen für die zierlichen Singvögel. Der Ernteausfall ist für den Landwirt in der Regel zu verkraften, zumal der Ertragsverlust durch einen Imagegewinn ausgeglichen wird. In manchen Regionen wird pro Fenster eine Entschädigung gezahlt.

Lichte Feldränder als Brutplätze für Feldlerchen sind rar geworden, die charakteristischen Bewohner offener Kulturlandschaften auch. Das soll nun anders werden. Die Lösung heißt Lerchenfenster. Landwirte und Naturschützer in Großbritannien hatten diese Idee für Wiederansiedlung und Bruterfolg. Um ein Fenster anzulegen, hebt der Landwirt bei der Aussaat die Sämaschine kurz an. So entsteht eine offene Insel im Acker. Dort können Lerchen gut an- und abfliegen. Ihre Nester bauen sie gern in der Nähe der Einflugschneise zwischen den Kulturpflanzen. Alle anschließenden Arbeitsgänge wie Pflanzenschutz und Düngen gehen planmäßig weiter. Für den Landwirt entsteht kein weiterer Arbeitsaufwand.

Lerchenschutz geht ganz einfach

Für Hans Behn, Landwirt in Hungerstorf und Vorsitzender des mecklenburgischen Kreisbauernverbandes Malchin, „war das keine große Sache“, die Sämaschine ab und zu einmal anzuheben. Hocherfreut stellt er fest, dass Vogelliebhaber und Naturschützer diese Aktion im Acker sofort richtig gedeutet haben. Nicht nur die Lerchen – auch die Grauammer, das Rebhuhn und sogar die Feldhasen haben etwas davon. Und die Landwirte können einen Imagegewinn verbuchen. Aline Foschepoth von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und Leiterin des Feldlerchenprojekts im Rheinland verweist auf deutliche Bruterfolge: „In NRW liegt der Mittelwert je Quadratkilometer bei drei Lerchenbrutpaaren.“ Im Kreis Euskirchen sind auf gleich großer Fläche aber auch schon 64 Brutpaare gezählt worden. Dort stimmen offenbar die Rahmenbedingungen. Beispielsweise die Abstände zu Fahrgassen, Feldrändern und zu Gehölzen und Gebäuden.

Jeder Acker zählt, sagen die Initiatoren

Die Feldlerche mag es ruhig, und sie braucht Abstand zum Nachbarn. Äcker, Grünland und bewachsene Brachen sind ihr recht, wenn der Bewuchs nicht allzu dicht und damit undurchdringlich ist. Dichte Reihen im Wintergetreide sind nichts für die zierlichen Sänger. Wer Nist- und Futterplätze schaffen will, sollte einige Richtwerte beachten. Die vom Säen ausgenommene Freistelle sollte mindestens drei Meter breit und höchstens zwölf Meter lang sein. Nach der Saat werden die Nistplätze wie der angesäte Teil des Feldes behandelt. Hier kommen also auch die Pflanzenschutzspritze und der Düngerstreuer zum Einsatz.

Jeder kann über die Feldlerchen mitreden

Zur Anlage von Feldlerchennistplätzen eignen sich mindestens fünf Hektar große Feldstücke, die beispielsweise mit Wintergetreide angesät sind. Die Nistplätze sollten möglichst weit entfernt von den Fahrgassen im Acker platziert werden, damit die Tiere ungestört von Schleppern und Füchsen sind. Feldsäume und Blühstreifen in einer Breite von bis zu zehn Meter können den Standort für die Feldlerchen erheblich attraktiver machen, denn dort gibt es sowohl genügend Deckung für den Nestbau als auch ausreichend Futter am Boden. Landwirt Hans Behn blickt in Mecklenburg auf eine sehr erfolgreiche Feldlerchen-Saison 2014 zurück, wobei er sich besonders über die Reaktion von zufällig vorüberkommenden Vogelliebhabern freut: „Wir haben zahlreiche gute Gespräche.“  So zeigt sich, dass intensiver landwirtschaftlicher Anbau und von Bauernhand geschaffene Nistgelegenheiten für die Feldlerche gut miteinander vereinbar sind.

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