08.05.2007

Jahrespressekonferenz 2007: Pflanzenschutz und Mineraldüngung sind Zukunftstechnologien

Geschäftsentwicklung im Pflanzenschutz 2006

Der Nettoninlandsumsatz der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland überstieg mit 1,1 Milliarden Euro leicht das Vorjahrsergebnis. Der Exportwert stieg um 400 Millionen Euro auf knapp 2,7 Milliarden. „Größere Bewegungen auf dem deutschen Markt sind selten geworden. Die leichten Schwankungen von Jahr zu Jahr sind vor allem vom Wetter bestimmt“, erklärte dazu Niels Pörksen, Präsident des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA). Dasselbe zeigt die von den IVA-Mitgliedern abgesetzte Wirkstoffmenge von knapp 30.000 Tonnen.

Der Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel bewegte sich 2006 mit 24,6 Milliarden Euro bzw. 30,8 Milliarden US-Dollar ebenfalls in der Größenordnung, um die er seit Jahren schwankt.

Allerdings werden inzwischen 100 Millionen Hektar weltweit mit genveränderten Pflanzen bebaut. Dort können einzelne Pflanzenschutz-Maßnahmen eingeschränkt werden oder völlig unterbleiben. Diese 100 Millionen Hektar machen bereits sieben Prozent der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche aus.

„Die Grüne Gentechnik wird den chemischen Pflanzenschutz nicht überflüssig machen“, betonte Pörksen. „Sie ist ein zusätzliches Instrument der modernen Landwirtschaft, das Mineraldüngung und Pflanzenschutz sinnvoll ergänzt.“

Landwirtschaft muss weiter intensivieren

Dass es immer dringlicher wird, die Erträge zu erhöhen und zu sichern, zeigt die Tatsache, dass allein bis 2015 die Nachfrage bei allen wichtigen Agrarprodukten um rund 20 Prozent steigen wird. Denn die Weltbevölkerung wächst weiter, und bei zunehmendem Wohlstand in vielen Ländern wollen die Menschen dort auch besser essen. Schon in den zurückliegenden Jahren kam es häufig vor, dass weniger Nahrungsmittel erzeugt als verbraucht wurden. „Die Lagerbestände befinden sich derzeit auf einem historischen Tiefstand“, berichtete Pörksen.

In der aktuellen Energie- und Klimadebatte wird allerdings immer häufiger gefragt, ob die moderne Landwirtschaft auch ökologischen Anforderungen gerecht wird. Zum einen trägt sie zur Bildung von Treibhausgasen bei, zum anderen ist sie am weltweiten Energieverbrauch mit rund fünf Prozent beteiligt.

Energie ernten mit Agrarchemie

In der Pflanzenerzeugung verursacht die Stickstoffdüngung den größten Energieaufwand. Allerdings verbessert sie auch ganz erheblich den Energieertrag. Ein Beispiel: Durch eine intensive Stickstoffdüngung von 170 Kilogramm pro Hektar zu Weizen werden 3,5 Tonnen Korn mehr geerntet. Das bedeutet einen Mehrertrag an Energie von 55 Gigajoule (GJ), bei einem Einsatz von acht GJ für die Düngung.

Unabhängige wissenschaftliche Institute kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Eine Untersuchung der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) und der Universität Halle hat ergeben, dass für den Anbau von einem Hektar Weizen 10 GJ an Energie aufgewandt werden: Für Düngemittel, Dieselkraftstoff, Saatgut-Produktion, die Herstellung und Instandhaltung der nötigen Maschinen sowie den Pflanzenschutz.

„Aus zehn GJ Energiezufuhr entsteht so mit Hilfe des Sonnenlichts ein Energieertrag in Korn und Stroh von 185 GJ und ein Energiegewinn von 175 GJ – eine Energiebilanz, die sich sehen lassen kann“, sagte Pörksen.

Mineraldünger und Pflanzenschutz: Im Doppelpack am effektivsten

Für hohen Energiegewinn müssen die Pflanzen sowohl optimal ernährt als auch vor Schädlingen und Krankheiten geschützt werden. Dann können sich Kornertrag und Energiegewinn gegenüber einer unbehandelten Parzelle glatt verdoppeln. Düngung ohne Pflanzenschutz verbessert die Leistung um höchstens 50 Prozent, wie ebenfalls Versuche von BBA und der Universität Halle zeigten.

Dabei ist die Energiebilanz für den Pflanzenschutz besonders günstig. Optimierter Pflanzenschutz in Weizen verbraucht zum Beispiel 0,7 GJ an Energie und bringt einen Gewinn von 60 GJ. Optimierter Pflanzenschutz heißt, so viel wie nötig und so wenig wie möglich zu spritzen – heute Standard in der Praxis.

Immer wieder wird gefordert, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Auch das haben die BBA-Wissenschaftler simuliert und die Dosis jeweils halbiert. Das Ergebnis gibt zu denken: Halbierter Pflanzenschutz spart 0,2 GJ pro Hektar an Energieeinsatz; dafür verzichtet man auf über 11 GJ an Energiegewinn.

Energie sparen – Treibhausgase vermeiden

Der Biolandbau verzichtet auf Mineraldünger; dadurch erntet er erheblich weniger als konventionell wirtschaftende Betriebe. Auf guten Ackerbau-Standorten können das in einer Fruchtfolge bis zu 70 Prozent sein. Das ergaben Versuche der Universität Kiel. Das Ergebnis überrascht nicht. Überraschend ist aber, dass auch die Energieeffizienz im Biolandbau nachhinkt: Jede eingesetzte Energieeinheit brachte 20 Prozent weniger Energieertrag als im konventionellen Landbau.

Zur Belastung mit Treibhausgasen - wie Methan, Lachgas und CO2 - trägt die Landwirtschaft in Deutschland etwa neun Prozent bei. Die konventionelle Landwirtschaft emittiert pro Hektar das 1,7-fache dessen, was in Betrieben des Ökolandbaus anfällt, wie wiederum die Universität Kiel herausfand. Das Verhältnis kehrt sich jedoch exakt ins Ge-genteil um, wenn die Rechnung an der produzierten Einheit festgemacht wird. Dann ist die moderne Landwirtschaft auf fruchtbaren Böden dem Öko-Landbau eindeutig überlegen. Nur auf benachteiligten Standorten neigt sich die Waagschale zugunsten des Ökolandbaus.

Es lässt sich klar vorhersehen, dass die Weltbevölkerung in den nächsten 20 Jahren um weitere zwei Milliarden Menschen zunehmen wird. Was abnimmt, ist die landwirtschaftliche Fläche. Pörksen machte deutlich: „Für jeden einzelnen bleibt ein immer kleinerer Flecken Land, auf dem seine Nahrung wächst, wo aber zunehmend auch Energie und nachwachsende Rohstoffe produziert werden sollen. Es führt kein Weg daran vorbei, alle Erkenntnisse der modernen Agrarproduktion zu nutzen.“

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