Jahrespressekonferenz 2008: Agrarproduktion am Optimum ist das Gebot der Stunde
Agrarchemie für eine sichere Lebensmittelversorgung
„Gerade im klimatisch begünstigten Europa ist deshalb eine landwirtschaftliche Produktion am biologischen Optimum das Gebot der Stunde“, betonte Jachmann. Moderne Agrartechnologien wie Mineraldüngung und chemischer Pflanzenschutz machen es möglich, die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen ausreichend zu ernähren und vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. So konnten die Flächenerträge auf das Doppelte und mehr gesteigert werden. Gemessen an der pro Flächeneinheit erzeugten Menge ist eine moderne Landwirtschaft auch das klimafreundlichste Verfahren der Agrarproduktion. Sie ist in zentralen Fragen wie Versorgungssicherung und Ressourceneffizienz ohne Alternative.
Der gesetzliche Rahmen muss stimmen
„Für die Anwendung moderner Agrartechnologien und ihre Fortentwicklung brauchen wir allerdings geeignete politische Rahmenbedingungen. Doch nicht nur in der Gentechnik herrscht derzeit eine Blockade-Politik; auch im Pflanzenschutz zeichnet sich eine solche Haltung ab“, erklärte Jachmann. Er kritisierte in diesem Zusammenhang insbesondere die auf europäischer Ebene derzeit diskutierte neue Zulassungsverordnung für Pflanzenschutzmittel. Sie sieht vor, so genannte Ausschlusskriterien für Pflanzenschutz-Wirkstoffe einzuführen. Das Problem: Dabei wird ausschließlich das theoretische Gefahrenpotenzial einer Substanz bewertet, ohne zu fragen, ob bei der tatsächlichen Anwendung überhaupt Risiken von einem Wirkstoff ausgehen. „Auch die Industrie setzt sich dafür ein, die Sicherheit im Pflanzenschutz ständig zu verbessern. Aber wenn die geplanten K. o.-Kriterien Pflanzenschutz unmöglich machen, ohne messbare Fortschritte im Anwender- oder Verbraucherschutz zu bringen, müssen wir Alarm schlagen.“ Außerdem verursache der befürchtete Verlust wichtiger Wirkstoffe einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden mit weit reichenden Konsequenzen für die Unternehmen.
K. o.-Kriterien: das Aus für Obst und Gemüse aus Europa?
Die Vorstellungen des Europaparlaments zur Pflanzenschutz-Novelle bedeuten für zwei Drittel bis vier Fünftel der Pflanzenschutzmittel das Aus. Alle diese Substanzen wurden von den Landwirten bisher sicher eingesetzt. Gehen sie verloren, können viele Schädlinge und Krankheiten nicht mehr behandelt werden. Resistenzen würden zunehmen, weil ein Wirkstoffwechsel mangels Wirkstoffvielfalt nicht mehr möglich wäre. „Für jeden Schädling und für jede Krankheit brauchen wir mindestens vier unterschiedliche Wirkmechanismen, um Resistenzen sicher zu vermeiden“, erklärte Jachmann. Fehlt diese Palette an Wahlmöglichkeiten, werden in letzter Konsequenz vor allem viele Obst- und Gemüsearten nicht mehr in Europa erzeugt werden können.
Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln ginge zurück
Aber auch wichtige Grundnahrungsmittel wie Getreide und Kartoffeln werden betroffen sein. Jachmann verwies dazu auf eine Untersuchung des Bologneser Nomisma-Forschungsinstituts . Bei Getreide gingen die Erträge um 20 Prozent zurück, bei Weizen sogar um 30 Prozent, würden die Vorschläge der Europa-Parlamentarier umgesetzt. Infolge dieser Ertragsverluste sinkt der Selbstversorgungsgrad Europas bei Getreide von 120 auf 85 Prozent, bei Weizen sogar auf 75 Prozent. Bei Kartoffeln gäbe es ein Drittel weniger zu ernten. Hier müsste der Verbraucher dann zu 40 Prozent mit Importen versorgt werden. „Woher wir die Ware beziehen sollen, wenn die internationalen Agrarmärkte schon jetzt leergefegt sind und die Nachfrage weiter steigt, bleibt ein Geheimnis“, sagte Jachmann. Unter einer solchen Entwicklung würde nicht nur die Wettbewerbskraft der europäischen Land- und Ernährungswirtschaft leiden. Für den Verbraucher stelle sich in diesem Fall die Frage, ob er bei Importen dieselbe Sicherheit und Qualität voraussetzen kann wie bei einheimischer Ware. Zusätzlich seien bei sinkendem Selbstversorgungsgrad Preissteigerungen für den Verbraucher zu erwarten.
Moderne Agrartechniken sorgen für Klasse und Masse
„Wir brauchen Klasse und Masse“, erklärte Jachmann. Eine moderne Agrarproduktion, die am Optimum arbeitet, bietet dafür die Basis. Europa ist ein wichtiger Standort zur Befriedigung des globalen Bedarfs an Lebensmitteln. Es verfügt nicht nur über die weltweit besten Anbaubedingungen für Agrarprodukte. Seine Land- und Ernährungswirtschaft besitzt auch außergewöhnliche Kompetenz und großes Know-how. Eine gut ausgebaute Infrastruktur und gesellschaftliche Stabilität garantieren, dass diese Wettbewerbsvorteile genutzt werden können. „Die Politik muss nun für Rahmenbedingungen sorgen, die die gesellschaftliche Akzeptanz moderner Agrartechnologien und deren verantwortliche Nutzung fördern“, betonte Jachmann.
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