03.06.2025

www wie „Wood Wide Web“

Kein Kohlenstofftransport durch Bodenpilze zwischen Bäumen

Wie funktioniert ein Netzwerk? Ein Netzwerk vernetzt verschiedene Sozialpartner und hilft dabei, dass sie sich gegenseitig helfen können. So weit, so gut. Doch funktioniert das bei Pflanzen, in dem Fall Bäumen, genauso wie bei Menschen oder bei Tieren in einer Herde? Eine Studie der Universität Göttingen ist dieser Frage nachgegangen und brachte interessante Ergebnisse zutage.

Das „Wood Wide Web“ als eine Verbindung von Bäumen untereinander, die über Pilznetzwerke im Boden miteinander kommunizieren und sich gegenseitig mit Nährstoffen aushelfen – eine schöne Vorstellung, die von einigen Autoren in den Raum gestellt wird. Göttinger Wissenschaftler untersuchten diese These in Bezug auf den Kohlenstofftransport zwischen Bäumen durch symbiontische Bodenpilze mit dem Ergebnis, dass es keinen unterirdischen Kohlenstoffaustausch gibt.

Doch von Anfang an: Symbiose bedeutet Zusammenarbeit zu beider Nutzen, also in dem Fall den Austausch von Wasser und Nährstoffen. Der Pilz hilft der Pflanze, Wasser und Nährstoffe, insbesondere Phosphat, aus dem Boden effizienter aufzunehmen, während die Pflanze den Pilz mit Zucker und anderen organischen Stoffen aus der Photosynthese versorgt. Als Ektomykorrhiza bezeichnet man eine Symbiose zwischen bodenbürtigen Pilzen und den Wurzeln von Bäumen, insbesondere Eichen, Buchen, Kiefern und Fichten. Dabei stoßen die Pilzfäden zwar zwischen die Zellen der Wurzelrinde vor, dringen aber nicht in die Pflanzenzellen direkt ein, wie bei einer Endomykorrhiza.

Kohlenstoff wird nicht von Baum zu Baum übertragen

In der Forschungsarbeit untersuchten Mitarbeitende der Abteilung für Forstbotanik und Baumphysiologie unter der Leitung von Dr. Michela Audisio, wie Kohlenstoff zwischen Bäumen und den mit ihnen assoziierten Ektomykorrhizapilzen verteilt wird. Mittels einer Isotopenmarkierung wurden junge Rotbuchen mit schwerem Kohlenstoff-13 angereichert ("Geberbäume"). Nach fünf Tagen analysierte das Team die Kohlenstoffverteilung in der Ektomykorrhiza im Boden sowie in den Wurzeln, Stämmen und Blättern benachbarter "Empfängerbäume" – sowohl Rotbuchen als auch Douglasien. Die Studie zeigte, dass markierter Kohlenstoff von den Buchen in das Pilzmycel gelangte und auch im pilzbesiedelten Gewebe von Nachbarbäumen nachgewiesen werden konnte. Durch chirurgische Abtrennung des Pilz-Wurzelspitzennetzwerks konnte jedoch nachgewiesen werden, dass der Kohlenstoff nicht in die Wurzeln dieser Bäume übertragen wurde. Dies galt sowohl für Rotbuchen als auch Douglasien. Diese Ergebnisse bestärken die Annahme, dass der Kohlenstoff vor allem als Ressource im Pilz verbleibt und weniger als Austauschmedium zwischen den Bäumen dient.

Für Dr. Audisio ist dies auch nachvollziehbar: „Es ist schwer vorstellbar, dass Ektomykorrhizapilze uneigennützig Kohlenstoff von einem Baum auf einen anderen übertragen würden.“ Aber umgekehrt ist es wohl für die Pilze von Vorteil, wenn sie Zugang zu mehreren Bäumen als Kohlenstoffquellen haben. Umweltstress wie Trockenheit oder Nährstoffmangel kann die Verfügbarkeit von Kohlenstoff in Wäldern stark beeinflussen. In solchen Situationen scheinen die Pilze von ihrer Verbindung zu mehreren Bäumen zu profitieren.

Heimische Bäume werden bevorzugt

Interessant war auch, dass die Ektomykorrhiza der Douglasie, einer nicht einheimischen Baumart, etwas weniger markierten Kohlenstoff aufnahmen als die der heimischen Rotbuche. Die Forschenden vermuten, dass in Mischwäldern mit Douglasien Ektomykorrhizapilze weniger häufig vorkommen. Auch war die Anzahl von Ektomykorrhizapilzarten bei Douglasien geringer. Die „Douglasien-Empfänger“ teilten durchschnittlich eine Art mit den Geberbäumen, bei Empfängerbuchen waren es durchschnittlich drei Arten. Dies könnte möglicherweise den Kohlenstoffkreislauf des Waldes negativ beeinflussen, so die Wissenschaftler.

Quelle: pflanzenforschung.de

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