20.06.2024

Bockshornklee würzt und heilt

Allzweckwaffe der Volksmedizin

Rot- oder Weißklee sind wahre Leckerbissen für Milchkühe. Doch eine andere Klee-Art schmeckt auch Menschen: Der Bockshornklee wird als Gewürz-, Nahrungs- und Heilpflanze verwendet. Allerdings ist sie nur Insidern ein Begriff. Dabei genoss die Pflanze im Mittelalter und noch viel früher im Ägypten der Pharaonen eine hohe Wertschätzung.

Wissenswert

Bockshornklee ist nur wenigen Konsumenten ein Begriff. Die Kenntnisse beschränken sich oft darauf, dass seine Samen Käse besonders aromatisch machen und seine Sprossen in würzigen Salaten stecken. Doch die Klee-Art kann noch viel mehr: als Gewürz in Südtiroler Brot, als Bestandteil in Teemischungen oder in der türkischen Gewürzpaste Çemen. Sie ist gemahlen in fast jedem indischen Currypulver und chinesischen 5-Gewürze-Pulver zu finden. In Asien und in Nordafrika verwendet man junge Blätter als Salat oder Gemüse und die ganze Pflanze als Viehfutter.

Neben seinen kulinarischen Qualitäten steht der Bockshornklee in der Volksmedizin wie kaum eine andere Pflanze für eine breite Wirkung auf unsere Gesundheit. Fasst man alle ihm zugesagten Eigenschaften zusammen, dann scheint er ein wahres Allheilmittel sein. Sie reichen vom Einsatz während Schwangerschaft, Geburt und Stillen über die Verwendung bei Appetitlosigkeit, Hautleiden, Magen-Darm-Problemen, Beinschwellungen bis hin zur allgemeinen Stärkung, Belebung der Libido, Muskelaufbau und kräftigen Haarwuchs. In der Ayurveda-Medizin wird er gegen Arthritis, Zuckerkrankheit oder erhöhtem Cholesterinspiegel eingesetzt.

Zu den charakteristischen Inhaltsstoffen der Bockshornkleesamen zählen unter anderem ätherische Öle, Schleimstoffe, Saponine und Sapogenine, das Alkaloid Trigonellin, Lecithin und Phytosterin, Phosphor und Cholin sowie verschiedene Vitamine. Schulmediziner und Apotheker bestätigen einen Teil der ihm zugesprochenen Eigenschaften. Sie verweisen allerdings auf die im Vergleich zu klassischen Medikamenten oft schwächeren Wirkungen sowie die Risiken einer Selbstmedikation. Bockshornkleeprodukte sind in Apotheken und Drogerien erhältlich.

Unsere Vorfahren waren hingegen auf die in der Pflanzenheilkunde überlieferten und gewonnenen Kenntnisse angewiesen. Deshalb setzte sich der Naturheilkundler Sebastian Kneipp im 19. Jahrhundert sehr für den Anbau und die Anwendung der Pflanze ein. Hildegard von Bingen, die Universalgelehrte des 12. Jahrhunderts, beschrieb bereits detailliert die Anwendungsbereiche der Pflanze, die in der damaligen Zeit in vielen Klostergärten kultiviert wurde. Noch viel früher, im alten Ägypten, muss sie bereits eine herausragende Bedeutung gehabt haben. Samen wurden im Grab des Pharaos Tutanchamun gefunden.

Die Samen des Bockshornklees sind ei- bis würfelförmig, gelb oder braun und 2 bis 5 Millimeter groß. Sie schmecken aromatisch-würzig, nach dem Anrösten auch nussig. Werden sie zerrieben, entsteht ein starker Geruch. Der Geschmack der Blätter ähnelt dem von Liebstöckel und Sellerie. Nach dem Genuss von größeren Mengen entwickelt sich ein typischer Körpergeruch, der an Ahornsirup erinnert.

Ob die Redensart „jemanden ins Bockshorn jagen“ mit der Pflanze in Verbindung steht, ist nicht geklärt. Wahrscheinlicher ist der Erklärungsansatz, dass die darunter verstandene Einschüchterung entsteht, wenn jemand auf die Hörner eines Bocks zugetrieben wird. Der Name Bockshornklee ist auf die Form der Fruchthülsen zurückzuführen. Sie sehen aus wie die gebogenen Hörner eines Ziegenbocks.

Herkunft und Ansprüche

Der Ursprung des Bockshornklees (Trigonella foenum graecum) liegt in Westasien. Als Nutzpflanze ist sie in weiten Teilen Asiens, Afrikas, Australiens und Südeuropas verbreitet. Hier und da findet man sie wildwachsend auch in Deutschland, wo sie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts feldmäßig angebaut wurde. Sie mag sonnige Standorte mit lehmigen Böden. Salzhaltige Böden sind kein Hindernis. Weil die Pflanze mit ihrer Pfahlwurzel Wasser aus tieferen Bodenschichten erschließen kann, ist sie relativ unempfindlich gegenüber Trockenheit.

Anbau

Die einjährige Pflanze wird in Mitteleuropa zwischen April und Juni ausgesät. An den 5 bis 80 Zentimeter langen Stängeln bilden sich cremefarbene bis gelbich-weiße Blüten, die gerne von Insekten angeflogen werden. Die daraus entstehenden 6 bis 12 Zentimeter langen Hülsen enthalten zehn bis 20 Samen. Die Kultur muss nicht mit Stickstoff gedüngt werden, weil dieser durch Knöllchenbakterien aus dem Luftstickstoff gewonnen und der Pflanze zugeführt wird. Der größte Anbauumfang und Verbrauch verzeichnen Indien, Pakistan, Iran, Türkei, Spanien, Marokko und China. Bockshornklee wird überwiegend nach Deutschland eingeführt, könnte aber auch erfolgreich bei uns kultiviert werden.

Ernte und Lagerung

Reife Hülsen platzen je nach Saatzeitpunkt von Juli bis September auf. Sie müssen also rechtzeitig geerntet und danach getrocknet werden. Anschließend erhält eine dunkle und luftdichte Lagerung das Aroma der Samen.

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