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Die kalte Frankfurter Grüne Soße wird klassisch zu Pellkartoffeln und harten Eiern gegessen. Foto: Adobestock
13.08.2020
Umwelt & Verbraucher

Sieben Kräuter für die Frankfurter Grüne Soße

Hessische Spezialität ist europäisch geschützt

Die Franzosen sagen Sauce verte, die Italiener Salsa verde, die Briten Green Sauce, die Deutschen Grüne Soße. In Hessen streiten sich die Frankfurter, ob ihre Grie Soß nun das Original ist oder die nordhessische Kasseläner Griene Soße. Einig ist ihnen allen, dass es kalt zubereitete Soßen sind und dass sie Kräuter enthalten, die ihnen die charakteristische grüne Farbe verleihen. Lecker sind die verschiedenen Varianten allemal.

Schon von den alten Römern und aus dem Orient sind Rezepte für grüne Soßen bekannt. Als grüne Soßen werden im Allgemeinen kalte Soßen mit Kräutern bezeichnet. Es gibt sie in zwei Grundvarianten, zum einen mit Mayonnaise und zum anderen auf Basis von gekochtem Eigelb, Speiseöl und Joghurt oder saurer Sahne. Grüne Soße wird traditionell zu Fisch- und gekochten Fleischgerichten wie Tafelspitz und Ochsenbrust gereicht, aber auch zu kaltem Braten und rund um Frankfurt gerne auch pur mit Salzkartoffeln und hartgekochten Eiern.

Noch nicht so lange bekannt dagegen ist das „Frankfurter Schnitzel“, ein paniertes Schweineschnitzel mit Pommes frites oder frittierten Kartoffeln und Grüner Soße. In Nordhessen isst man Grüne Soße gerne zu Kartoffelgerichten wie Pellkartoffeln. Dort sind die Kräuter auch grober gehackt, in etwa so wie bei einem hausgemachten Kräuterquark. In Südhessen werden die Kräuter dagegen oft mit dem Mixer ganz fein zerkleinert und es entsteht dann eine „grasgrüne Soße“.

Seit Jahrhunderten in der Gegend von Frankfurt verbreitet

Frankfurter Grüne Soße (Grie Soß) ist seit dem 19. Jahrhundert in Frankfurt und Umgebung bekannt und verbreitet. Woher sie stammt, darüber gibt es viele Theorien. Sie könnte von geflohenen französischen Protestanten in die Stadt gebracht worden sein. Eine andere Vermutung ist, dass die mediterranen Kräuter von katholischen Händlern aus Norditalien nach Deutschland gebracht wurden. Näher belegt werden können die Theorien aber nicht.

Das Original hat sieben Kräuter

Sieben Kräuter müssen in die Frankfurter Grüne Soße. Traditionell sind dies Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch. Manche Küchenchefs sehen das inzwischen etwas lockerer und verwenden auch weitere Kräuter wie Bärlauch, Basilikum, Dill und Estragon, Liebstöckel oder Zitronenmelisse für ihre kalten Kräutersoßen, denn die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Wer die Original-Kräutermischung mit frischen Kräutern für die Frankfurter Grüne Soße haben möchte, bekommt dies als spezielle Mischung im Bund zu kaufen. Diese ist übrigens nach europäischem Recht geschützt (geografisch geschützte Angabe, g.g.A.) und darf nur aus Frankfurt am Main und den angrenzenden Städten und Gemeinden, wie zum Beispiel Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad oder Seckbach, stammen, und die Zusammenstellung der Kräutermischung in der papiernen Gebinderolle muss von Hand stattfinden. Jede einzelne Kräuterart darf maximal 30 Prozent Anteil an der Gesamtmenge haben. Nur dann darf sich die Frischkräuterkomposition „Frankfurter Grüne Soße“ nennen.

Die Zubereitung der Grünen Soße variiert dagegen von Haushalt zu Haushalt und von Gastronomiebetrieb zu Gastronomiebetrieb: mit oder ohne Ei, mit Quark, Joghurt oder saurer Sahne, wie eine Mayonnaise mit Essig, als Art Vinaigrette oder ohne Essig, aber mit Senf. Ein klassisches Rezept ist, dass die fein gehackten Kräuter mit hartem Eigelb durch ein Sieb gestrichen werden und mit Senf, Salz, Pfeffer und Essig verrührt werden. Gegessen wird die Frankfurter Grüne Soße mit frischen Kräutern ab Gründonnerstag bis in den Herbst, solange die frischen Kräuter geerntet werden können.

Mit einem Denkmal und einem Festival gewürdigt

Im Frankfurter Stadtteil Oberrad hat die Künstlerin Olga Schulz der Grünen Soße 2007 ein Denkmal gesetzt: Die sieben Gewächshäuser symbolisieren die sieben Kräuter Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch. Die Wände der Gewächshäuser sind farblich im Ton des jeweiligen Küchenkrauts gefärbt und leuchten im Dunkeln. Und ihr eigenes Festival besitzt die Grüne Soße auch: Es findet seit 2008 jedes Jahr im Mai auf dem Frankfurter Roßmarkt statt. Alles dreht sich um die Frage, wer die beste Grüne Soße in Frankfurt macht. Aufgrund der Corona-Pandemie ist das Grüne Soße Festival 2020 auf den 3. bis 10. Oktober verschoben worden.

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