07.10.2025

Silomais: Schmeckt Rindern und Bakterien

Eine Pflanze, viele Verwendungsmöglichkeiten

Vom Sommer bis in den Herbst hinein prägen bis zu 3 Meter hohe Maisfelder unser Landschaftsbild. Meist handelt es sich um Silomais, der in der Rinderfütterung oder als Energiepflanze in Biogasanlagen eingesetzt wird. Anbau, Ernte und Lagerung lassen sich sehr effizient organisieren. Der notwendige Schutz vor Schaderregern ist überschaubar - wenn da nicht der Maiszünsler wäre.

Wissenswert

Mais ist eine sehr vielseitige Pflanze. In Lateinamerika und Afrika ist er in Form von gemahlenem Körnermais ein Grundnahrungsmittel für die dortige Bevölkerung. In Mitteleuropa dominiert hingegen die Verwendung als Viehfutter und Rohstoff für die Energieproduktion. Dafür kommt meistens Silomais zum Einsatz.

Der Unterschied zwischen Silomais und Körnermais besteht vor allem darin, dass beim Silomais die ganze Pflanze geerntet wird. Bei Körnermais ist es nur der Kolben. Daraus ergibt sich die unterschiedliche Eignung als Futter in der Tierhaltung. Blätter und Stängel im Silomais sorgen für einen höheren Rohfaseranteil, der wichtig ist für die Gesundheit von Wiederkäuern wie Milchkühe und Fleischrinder. Würden sie mit deutlich energiereicherem Körnermais gefüttert, würde ihr Pansen übersäuern. Geflügel und Schweine haben ein anderes Verdauungssystem. Sie können problemlos größere Mengen an stärkereichem Körnermais verwerten.

Ein weiterer Unterschied ist der Erntezeitpunkt. Silomais wird geerntet, wenn die Pflanze einen durchschnittlichen Trockensubstanzgehalt von 30 bis 35 Prozent hat. Dieser Wert wird in Deutschland überwiegend im September erreicht. Die Körnermaisernte findet von Oktober bis November statt. Der Kolben sollte möglichst trocken sein, damit die Körner mit wenig Energieaufwand nachgetrocknet und damit konserviert werden können. Stehen also im November noch grau-braune Maispflanzen auf den Feldern, sind diese nicht vergessen worden – die Anbauer warten auf einen günstigen Erntezeitpunkt.

Die verwendeten Sorten sind teilweise identisch. Mehrnutzungssorten sind als Silo- und Körnermais geeignet. Darüber hinaus gibt es allerdings auch Spezialsorten. Der Name Silomais weist auf einen weiteren Unterschied zum Körnermais hin. Er wird nämlich nicht getrocknet, um ihn zu konservieren, sondern einsiliert. Dafür wird die kleingehäckselte Pflanze auf einen Lagerplatz aufgeschüttet, mit schweren Maschinen gewalzt und verdichtet, damit möglichst wenig Sauerstoff im Erntegut verbleibt, und abschließend mit luftdichter Folie abgedeckt. So behalten Milchsäurebakterien gegenüber Fäulnisbakterien, Hefen und Schimmelpilzen die Oberhand. Sie senken den pH-Wert ab, sodass die Maissilage über viele Monate haltbar bleibt. Das Prinzip der Milchsäuregärung wird ebenso bei der Herstellung von Sauerkraut aus Kohl angewendet.

Die einsilierten kleingehäckselten Maispflanzen dienen als Rinderfutter oder als Substrat für Biogasanlagen. Darin spielen erneut Bakterien eine entscheidende Rolle. Methanbakterien wandeln Biomasse in Methangas um. Das wird verbrannt und in Strom umgewandelt oder auch ins Erdgasnetz eingespeist.

Der Silomaisanbau hatte vorübergehend ein schlechtes Image. Kritiker führten unter anderem die Veränderung des Landschaftsbilds durch übermäßigen Anbau oder Belastungen des Grundwassers an. Mittlerweile hat sich die Einstellung zu Mais gewandelt. Die befürchtete „Vermaisung“ der Landschaft ist nicht eingetreten. Die Düngung und damit die Auswirkungen auf das Grundwasser sind wesentlich optimiert worden. Zudem hat der Mais in Zeiten des Klimawandels einen großen Vorteil. Als C4-Pflanze benötigt er im Vergleich zu anderem Getreide weniger Wasser, um Pflanzenmasse aufzubauen. Für Anbauer hat er ein weiteres Argument auf seiner Seite: Saat, Pflege, Ernte und Lagerung lassen sich sehr effizient organisieren und durchführen. Dafür stehen schlagkräftige Maschinen zur Verfügung. Handarbeit ist kaum noch erforderlich.

Herkunft und Ansprüche

Mais (Zea mays) stammt ursprünglich aus dem subtropischen und tropischen Mittel- und Südamerika. Dementsprechend benötigt er Wärme für gutes Wachstum. Spezielle Züchtungen mit einem geringeren Wärmeansprüchen ermöglichen den Anbau auf fast allen Ackerbaustandorten in Deutschland. Allerdings sind Sorten für kühlere Regionen weniger ertragreich. Mais wächst besonders gut auf Standorten mit nährstoffreichen Böden. Wasser benötigt die Pflanze vor allem in der Blütezeit im Juli.

Anbau

Sobald die Bodentemperaturen dauerhaft über 8 bis 10 Grad Celsius liegen, kann Silomais ausgesät werden. Spätfröste stören das Wachstum empfindlich. Auf der anderen Seite bringen späte Saaten ab Mitte Mai wegen der kürzeren Vegetationszeit deutlich geringere Erträge. Daher gilt es, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. In milden Lagen kann in Deutschland im günstigsten Fall ab Mitte April mit der Aussaat begonnen werden. Sieben bis zehn Körner werden pro Quadratmeter rund 4 bis 5 Zentimeter tief ausgesät. Der Reihenabstand liegt meistens bei 75, seltener bei 50 Zentimetern.

Pflanzenschutz und Düngung

In ausreichend weiten Fruchtfolgen reichen zwei Pflanzenschutz-Maßnahmen aus. Die Saatgutbeizung wirkt gegen Pilzkrankheiten bei geschwächten Jungpflanzen. Die Unkrautbekämpfung ist wichtig. Mais ist nämlich in der Jugendphase durch die weiten Reihenabstände nicht konkurrenzfähig und wird schnell von Unkräutern überwuchert. Der Maiszünsler ist der bedeutendste Schädling. Im hohen Mais bedarf es aufwändiger Technik, um ihn zu bekämpfen. Deswegen wird bereits nach der Ernte vorgebeugt. Mit Mulchern oder Walzen werden die Maisstoppeln so stark beschädigt, dass der Maiszünsler darin nicht mehr überwintern kann.

Für eine zügige Jugendentwicklung braucht Mais leicht verfügbares Phosphat. Das wird im Normalfall direkt bei der Saat in der Nähe der Saatkörner ausgebracht. Mais benötigt vor allem beim ab Mitte Juni einsetzenden Massenwachstum Stickstoffdünger.

Ernte und Lagerung

Der Erntezeitunkt von Silomais hängt vom Trockensubstanzgehalt der Pflanze ab. Liegt er unter 30 Prozent, tritt aus der Silage Sickersaft aus, der nicht verwertet werden kann. Ist er jenseits der 35 Prozent, wird die Verdichtung des Ernteguts immer schwieriger. Es können Fehlgärungen auftreten, die zum Verderb des Futters führen. Je wärmer und trockener das Sommerwetter ist, desto eher ist die Reife erreicht. Sogenannte Stay-Green-Sorten können auch längere Trockenphasen durchstehen. Die Blätter bleiben grün und sterben nicht ab. Sobald es wieder regnet, wird weiter Pflanzensubstanz aufgebaut.

Zahlen

In Deutschland wurden 2024 etwa 2,57 Millionen Hektar Mais angebaut, davon betrug der Silomaisanteil rund 80 Prozent. Der Silomaisanbau ist seit dem Spitzenjahr 2020 aufgrund der sinkenden Rinderbestände leicht gesunken. Die Erntemengen schwanken in den letzten 15 Jahren zwischen 35 und 47 Tonnen pro Hektar. Ein Hektar Mais ernährt sieben Mastrinder oder 37 Schweine. Weltweit betrug 2021 die Silomaisfläche 17,5 Millionen Hektar, der Anteil der EU lag bei 6,2 Millionen Hektar (Zahlen: Deutsches Maiskomitee / Eurostat).

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